Süddeutsche Zeitung

Kreishaushalt:Gute Zeit zu sparen

Derzeit wäre die beste Zeit, im Haushalt den Rotstift anzusetzen - denn die ganz teuren Investitionen sind größtenteils erledigt

Von Wieland Bögel

Geht das nicht billiger? Diese in Verhandlungen etwa mit Handwerkern oder anderen Dienstleistern gerne gebrauchte Floskel haben nun auch die Ebersberger Kreisräte bemüht. Eine Kostensteigerung von rund 4,3 Prozent im Haushalt für das kommende Jahr war der Mehrheit im Kreis- und Strategieausschuss zu viel. Sie forderten, dass die Ausgaben um nicht mehr als 2,5 Prozent steigen sollen. Weniger Geld auszugeben ist zunächst einmal keine schlechte Idee, allerdings sollte man genau darauf achten, dass man am Ende nicht draufzahlt.

Grundsätzlich haben die Kreisräte Recht, derzeit wäre die beste Zeit, im Haushalt den Rotstift anzusetzen. Denn die ganz teuren Investitionen sind größtenteils erledigt, so wurden die meisten Schulen saniert, genau wie das Landratsamt. Außerdem entspräche es auch dem Grundsatz vom antizyklischen Handeln staatlicher Akteure. Der besagt, dass man in einer Phase der hohen Einnahmen die Ausgaben zurückfahren, mehr Schulden tilgen oder weniger neue aufnehmen und vielleicht die eine oder andere Rücklage bilden soll, um in einer Phase des Abschwungs - wenn die Kreisumlage nicht mehr so üppig sprudelt wie heute - nicht komplett handlungsunfähig zu sein und sich überschulden zu müssen. Indes sollte man es mit dem Sparen auch nicht übertreiben, dies kann eines Tages teuer kommen, dafür ist ausgerechnet der Landkreis ein sehr gutes Beispiel. Denn die nun abgeschlossenen Großprojekte an den Liegenschaften des Kreises sind zu einem nicht unwesentlichen Teil darum so groß geworden, weil man jahre- und jahrzehntelang am Unterhalt gespart hat. Ähnlich geht es vielen Kommunen im Landkreis. Auch diese mussten und müssen Millionen in marode weil aus Spargründen vernachlässigte Schulen, Schwimmbäder und Straßen stecken. Daher ist es vielleicht nicht die beste Idee, sich bei den Einsparungen auf den Bauunterhalt zu konzentrieren, denn dies könnte am Ende kontraproduktiv sein.

Trotzdem, sich frühzeitig zu überlegen, ob man nicht vielleicht mit weniger Ausgaben auskommt, bleibt eine gute Idee. Wichtig ist dabei nur, dass die Einsparziele nicht jetzt schon in Stein gemeißelt werden, so dass am Ende auch die Erkenntnis stehen darf, dass es eben nicht billiger geht, wenn es nicht irgendwann viel teurer werden soll.

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Quelle:
SZ vom 15.07.2015
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