Heizen in Ebersberg:"Da werden die alten Kachelöfen wieder angefeuert"

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Weil die Ölpreise rasant angestiegen sind, greifen immer mehr Menschen auf Holz als Heizmittel zurück. Doch auch hier gibt es Lieferengpässe. (Foto: Christian Endt)

Heizöl- und Holzpreise steigen stark an. Wie wirkt sich das auf die Kunden und die Betriebe im Landkreis Ebersberg aus? Ein Überblick.

Von Alexander Karam, Ebersberg

Seit mehr als 80 Jahren ist der Betrieb von Markus Maillinger, die Ebersberger Maillinger GmbH, im Holzhandel tätig. So wie jetzt war die Lage aber schon lange nicht mehr: "Da werden die alten Kachelöfen wieder angefeuert", sagt Maillinger und verweist auf die hohen Ölpreise, durch welche vermehrt auf alternative Heizmöglichkeiten wie Holz ausgewichen wird. Wie geht es weiter?

Die Folgen des Kriegs in der Ukraine sind zunehmend auch im Landkreis Ebersberg zu spüren. Besonders Energie- und Rohstoffpreise ziehen kräftig an. Wann der richtige Kaufzeitpunkt ist, lässt sich nur schwer einschätzen. Die Ebersberger Heizöllieferanten halten sich mit Empfehlungen zurück: "Das muss jeder selbst wissen", sagt Cornelia Schicht von der Heizölfirma Josef Kürzeder in Grafing. Viele Kunden seien wegen der Preisunsicherheit zurückhaltend beim Kauf.

Jetzt kaufen? Oder abwarten? Wer weiß schon, was richtig ist

Bei Martin Stürzer vom Raiffeisenmarkt Zorneding kommen trotzdem einige Bestellungen rein - Notfälle. Der kürzliche Kälteeinbruch hat den Öltankpegeln nochmal zugesetzt. Und mit einem leerem Öltank sitzen die Kunden im Kalten. Bei einem Ölpreisanstieg von über 100 Prozent im Vergleich zu vergangenen Jahr würden sich viele dennoch zweimal überlegen, ob sie nicht doch lieber frieren.

So viele Bestellungen wie zu Beginn des Krieges sind es aber lange nicht. Niemand konnte ahnen, was die Kriegsentwicklungen mit sich bringen. Gibt es einen Öl-Engpass? Oder gar keins mehr? Es habe einen regelrechten Ansturm auf die Heizöllieferanten gegeben, sagt Stürzer. Zur allgemeinen Beunruhigung trug bei, dass die Zulieferbetriebe nur begrenzte Mengen ausgegeben haben.

Der Krieg verschärft nun die ohnehin angespannte Lage. Die Kundinnen und Kunden sind schon seit längerem hektisch. Wie selten zuvor, würden seit zwei Jahren die Heizölpreise stark variieren und die Menschen im Landkreis Ebersberg beunruhigen. Wer sich im Glück wähnt, nicht mit Öl, sondern mit Pellets zu heizen, den holt Stürzer in die Realität zurück: "Auch Holzpellets sind sehr teuer geworden." Wegen der hohen Ölpreise ist Holz als Ersatzheizmittel ebenfalls stark nachgefragt.

Max Putz vom Brennholzvertrieb Holzmax in Grafing würde seinen Kunden gerne weiterhin preisgünstige Ware verkaufen. Doch der Dieselbedarf für die Holztransporte, kombiniert mit den Holzpreisen, zwingt ihn zu erheblichen Preissteigerungen: "Persönlich bereichern tu ich mich da nicht, mir bleibt nichts anderes übrig als die Kosten für Sprit an den Käufer weiterzugeben." Zu den Kunden zählten mittlerweile selbst jene, die vorher noch nie Holz gekauft haben. Auch viele etablierte Kunden würden sicherheitshalber die doppelte Menge wie sonst bestellen.

Folglich hätten die Preise für Brennholz seit vergangenem Herbst um zehn bis 20 Prozent zugelegt. Für Brennholz ein beachtlicher Anstieg. Dass nun die Lieferungen aus Russland und Osteuropa komplett ausbleiben, verschärft die Situation. Kürzlich wurden Stürzer mehrere Holzlieferungen aus dem Bayerischen Wald storniert, weil die Bäume nicht so schnell wachsen könn ten, wie bestellt wird.

Die unruhige Marktsituation wird auch beim Forstbetrieb Wasserburg registriert, der für weite Teile des Ebersberger Forst zuständig ist. Forstbetriebsleiter Heinz Utschig ist überzeugt: "Wir sind noch auf Kurs." Die Sägewerke im Landkreis könnten wie geplant beliefert werden und auch der klimawandelbedingte Umbau weg vom Fichten- hin zum Mischwald verläuft ohne Probleme. Durch die optimale Witterung der vergangenen Jahre geht es den Wäldern südlich der Donau gut. Für Utschig gleicht Südbayern daher einer "Insel der Glückseligen".

Weniger glückselig und deutlich angespannter ist die Lage bei der Zimmerei Fritsch aus Ebersberg. Die Auftragsbücher sind zwar mehr als voll, doch könnte es in drei bis vier Monaten eng werden, alle Bestellungen abzuarbeiten. Neben den steigenden Holzpreisen sind auf dem Weltmarkt Materialien rar geworden, bei denen die Zimmerei das vorher so nicht erwartet hätte: Schrauben, Tonziegel, Leim oder auch Betonstein. Angetrieben durch die steigende Nachfrage nach nachhaltigen Holzbauten werde es auch hier zunehmend herausfordernder, den steigenden Bedarf mit geringerer Planungssicherheit zu verknüpfen.

Trotz aller Schwierigkeiten in den Lieferketten ist für den Ebersberger Holzhändler Markus Maillinger eines klar: Im Vergleich zum Sterben in der Ukraine sind die hiesigen Probleme Kleinigkeiten. Niemand hier weiß, wie sich die Lage dort weiterentwickelt. Maillingers Hoffnung: dass diese angespannten Zeiten bald vorüber sind.

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