Konzertkritik:Rockig, flippig, bayerisch

Konzertkritik: Mit ihrer Mischung aus Folk, Gipsy und Rock bringt die Band "Django 300" den Tanzboden im Alten Speicher zum Beben.

Mit ihrer Mischung aus Folk, Gipsy und Rock bringt die Band "Django 300" den Tanzboden im Alten Speicher zum Beben.

(Foto: Christian Endt)

Die Band "Django 3000" präsentiert beim Kulturfeuer im Alten Speicher ihr Album "Bonaparty"

Von Christina Seipel, Ebersberg

Man kann den Bayern so einiges nachsagen, aber nicht, dass sie nicht wüssten, wie man feiert. "Heid hamma wuid und laut" singen die Musiker der Band Django 3000 zu Beginn ihres Konzertes beim Ebersberger Kulturfeuer im Alten Speicher. Und es klingt wie ein Versprechen. Der Abend ist dynamisch, rockig und trotzdem auch ganz bayerisch. So wie ihr Dialekt. Als Nicht-Bayer muss man schon sehr genau hinhören, um den Inhalt der Texte und die Geschichten ihrer Lieder zu verstehen.

Mit volkstümlicher Musik hat der brodelnde Sound von Django 3000 jedoch wenig gemein. Im Gegenteil. Den bayerischen Gitanos gelingt es, verschiedene Musikstile in ihren Stücken zu vereinen, ohne dabei an Authentizität zu verlieren. Benannt hat sich die Band nach dem Jazzmusiker und Sinti Django Reinhardt, dessen Stil der Zigeunermusik ähnelte. Der in der Slowakei geborene Sänger und Gitarrist Kamil Müller steuert den typischen Gypsy-Sound sowie Musikelemente vom Balkan bei. Die kontrastreiche Mischung aus Folk, Gypsy und Rock, gesungen in bairischer Mundart, verleiht den Liedern von Django 3000 eine ganz persönliche Note.

Ähnlich bunt wie der spritzige Soundmix des Quartetts mutet auch das Publikum im Konzertsaal des Alten Speichers an. Etwa 450 Zuschauer waren gekommen, um die Band live spielen zu sehen und zu hören. Dabei wippten Rockfans mit langen Haaren, Stirnband und hochgekrempeltem Karohemd neben schunkelnden Menschen in Tracht.

Mit ihren mitreißenden Rhythmen brachten die vier Musiker aus dem Chiemgau den Tanzboden im Alten Speicher zum Beben. Flink, leicht und versiert flog Stehgeiger Florian Starflinger mit dem Bogen über die Saiten. Die hellen Zigeunerklänge des Streichinstruments in Kombination mit der rockig-rauchigen Stimme des Sängers Kamil Müller erzeugten einen stimmungsvollen Kontrast.

Auch die Bühnenshow der Band ist ein mitreißendes Erlebnis: Während Drummer Jan-Philipp Wiesmann für die schnellen Rhythmen sorgt, steigt Michael Fenzl beim Spielen immer wieder auf seinen Kontrabass und beweist dabei akrobatisches Talent. Man könnte meinen, den Jungs gehe nie die Puste aus, wenn sie so "Wuid und laut", wie der Titel eines ihrer Lieder lautet, auf der Bühne toben.

Auf ihren Streifzügen durch die Welt haben die vier Männer nicht nur viele Eindrücke gesammelt, sondern sind auch unterschiedlichen Musikgenres begegnet. Die Einflüsse aus der "Wuiden weiden Welt", wie sie singen, schlagen sich in ihren packenden Melodien nieder. Inspiriert von einer Konzerttour durch Russland haben sie auch ein Lied mit russischem Titel in ihr Album aufgenommen. "Rucki Werch" heißt es, was auf Deutsch so viel bedeutet wie "Hände hoch".

Spätestens als alle gemeinsam den Titelsong des aktuellen Albums anstimmen, fallen auch die letzten Sprachbarrieren. "I wanna party like a Bonaparty", grölt Sänger Kamil Müller mit schmutzig-rauer Stimme ins Mikro. Die einfachen, sich oft wiederholenden Refrains wie "Di didi da baba" des Liedes "Zeit Fia Ois" oder "Lei Lei La Lei Lei, La La Lei Lei" aus "Wuide Weide Welt" erleichtern auch den nicht-bayerischen Zuschauern das Mitsingen. Der bayerische Gipsy-Pop von Django 3000 ist eben doch international.

Mit temporeichen Songs, leicht, lässig und beschwingt geht das Konzert zu Ende. Überall im Saal wird gewippt, gehüpft und mitgesungen. Hier nennt man so etwas wohl a rechte Gaudi.

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