Konzertkritik:Der Jazz ist zurück!

Matthias Bublath Pianist beim Konzert in Grafing

Immer wieder für Überraschungen gut: Pianist Matthias Bublath beeindruckt beim "Jazz im Turm".

(Foto: Veranstalter)

Matthias Bublath begeistert mit seinem Trio im Grafinger Turm

Von Claus Regnault, Grafing

Schlagartig wurde uns bewusst, was wir in den letzen Wochen entbehrt hatten: Livejazz! Die Grafinger Initiative hat uns einen brillanten Wiedereinstieg in diese Musik eröffnet: das Trio des Pianisten Matthias Bublath mit Matthias Gmehlin am Schlagzeug und Andreas Kurz am Bass. Und was sie vorführten, war Livejazz in Perfektion. Bublath, der Chef des Trios, ist ein absoluter Könner am Klavier, mit makellosen Tongirlanden und einem nicht minder reichen Akkordspiel. Leider war sein Set etwas kurz, fünf Titel, darunter zwei Eigenkompositionen, aber zum Schluss gab er noch eine mitreißende kubanische Nummer, in welcher unser Frank Haschler seine Percussionvielfalt glänzend vorführen konnte. Und dann drängte Bublath schon zur angekündigten Jam-Session, an der er unermüdlich teilnahm.

Gleichwohl war sein Trio ein absoluter Hörgenuss, angesiedelt in den New-Orleans-Erfahrungen des Jazz und Bublaths, also stark blueshaltig, und schon dadurch dem überaus zahlreich erschienenem Publikum - darunter viele Musikerkollegen aus der Region - und auch dem weniger geübten Jazzohr sehr nahe. Das Fabelhafte an Bublaths Spiel ist, dass er ausgeleierte Phrasen stets vermeidet und ungeheuer einfallsreich immer wieder für improvisatorische Überraschungen gut ist.

In der nachfolgenden Jam-Session wechselten sich die Gruppierungen ab - es waren ja zahlreiche Kollegen da, die schon auf ihren Auftritt, ihre Teilnahme mit sozusagen startbereiten Instrumenten warteten. Herausragend war die Kombination aus Bublath, Stefan Zenker und Peter Schönberger, beide Tenorsax, letzterer ein erfahrener Bluesbrother unseres sehr erinnerten Günther Klatt, Peter Schober am Bass, und das sublime Schlagwerk von Thomas Elwenspoek, den man in dieser Perfektion, im zurückhaltenden Gebrauch der Schlagakzente so noch nicht vorher erlebt hatte. Höhepunkt dieser Gruppe war "I'll remember April", in welchem Song nicht nur das Saxofonduo sehr beredt aufspielte, sondern auch Bublath selbst in einem improvisierten Solo von großer Fülle der Gestalten, in welchem er sich als der schon weithin bewunderte Solist seines Instruments überwältigend etablierte.

Das Publikum in der zum Bersten vollen Grafinger Turmstube geriet von Anfang an aus dem Häuschen, war im Zauber und in der Vielfalt jazzigen Ausdrucks gefangen. Ein großer, ja großartiger Abend.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: