Konzerte in Zorneding und Vaterstetten:Serenade im Sommer

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Klassikkonzert trotz Corona: Andreas Pascal Heinzmann dirigiert das Symphonieorchester des Kulturvereins Zorneding-Baldham. (Foto: Veranstalter)

Andreas Pascal Heinzmann dirigiert das Orchester des Kulturvereins. Ein Gespäch über Musik in Zeiten von Corona

Interview von Alexandra Leuthner

Eine gute Nachricht ist in diesen Tagen vom Kulturverein Baldham-Zorneding gekommen. Nachdem das Frühjahrsprogramm wegen des Corona-Lockdowns ausgefallen war, können nun zumindest die "Sommerserenaden" des Symphonieorchesters stattfinden, mit Musik von Händel, Mozart und Mendelssohn Allerdings in kleinerer Streicherbesetzung und an neuen Spielstätten. Solistin ist Franziska Magdalena Padberg. Über Kultur in Zeiten von Corona, Proben mit Abstand und die große Freude, wieder gemeinsam musizieren zu können, sprach die Ebersberger SZ mit dem Dirigenten Andreas Pascal Heinzmann.

SZ: Herr Heinzmann, Sie haben sicher gelitten in den vergangenen Monaten...

Heinzmann: Ja. Ich habe sehr viele Vorhaben geändert, Notfallpläne gemacht, auf Notfallpläne reagiert. Natürlich sind da auch Sorgen um die Existenz, Sorgen, die noch viel größer werden für alle Kulturschaffenden. Ich habe seit März nicht mehr musiziert und nun haben viele Veranstalter bis April nächsten Jahres Konzerte abgesagt. Die sind ebenso hilflos wie die Kreativen, sie wissen ja nicht, worauf sie sich einstellen können, wie sie bestuhlen sollen, ob Gäste kommen.

Die fehlende Perspektive ist es also, die den Kulturbetrieb jetzt so schwächt?

Mir fehlt es überhaupt an Initiativen unserer Kulturpolitiker, die sich meiner Meinung nach viel zu wenig einsetzen, um Lösungen zu finden. Mit fehlt die Gleichbehandlung mit anderen Bereichen. In der S-Bahn etwa sitzen die Leute direkt nebeneinander, das ist doch viel schlimmer als im Konzertsaal. 3000 Euro Einmalzahlung sind auch viel zu wenig, die müssen ja mit dem Gehalt versteuert werden. Das kann eine hoch bezahlte Opernsängerin gut hinkriegen, aber die anderen? Wenn die Auftritte fehlen, dann sind die Reserven schnell aufgebraucht, irgendwann geht es dann an die Altersvorsorge.

Die Konzerte im Rahmen der Sommerserenaden drohten ja auch auszufallen. Wie kam es dazu, dass sie doch stattfinden?

Relativ spontan nach den Pfingstferien, als die Zahl der Probenteilnehmer von zehn Musikern aufgestockt und der Größe des Probenraums angepasst wurde, die Probenzeit auf je 45 Minuten und 15 Minuten Pause verlängert. Aber dennoch mussten wir uns auch hier umstellen, im Sommer spielen wir ja sonst im Schloss Elkofen. Das war aber nicht möglich, weil wir die Abstandsregel im Innenhof nicht hätten einhalten können. Da kam die Idee, größere öffentliche Räume zu bespielen, wie jetzt den Park am Zornedinger Rathaus und das Amphitheater der Grund- und Mittelschule Vaterstetten.

In der Einladung steht, Campingstühle und Picknickdecken soll jeder selbst mitbringen.

Genau, da kann sich jeder Hausstand auf der eigenen Decke zusammenrotten.

Das klingt sehr entspannt.

Das wird sicher sehr schön, wenn das Wetter mitmacht. Wir wissen nur nicht, wie viele Leute kommen, da wir keine Karten verkaufen konnten, sondern um Spenden für die Musikschaffenden bitten.

Die Musiker müssen ja auch einen größeren Abstand einhalten. Wird das Musizieren dadurch schwieriger?

Es verlangt mehr Eigenverantwortung. Tatsächlich nimmt man den Nebenmann sonst im Augenwinkel wahr, was das Zusammenspiel erleichtert. Der Kontrabass und die erste Geige sind 15 Meter voneinander entfernt, das ist schon viel. Zudem hat jeder sein eigenes Pult, jeder muss für sich umblättern. Das verlangt, einige Takte auswendig zu können, man muss sich genau überlegen, wann man blättert. Für Profis ist das kein Problem, für Laien kann das eine Herausforderung sein.

Aber eine, der sich die Musiker gerne stellen, oder nicht?

Also, der Drang, spielen zu wollen, war bei den Proben schon ungemein stark. Die Musiker sehen sich sonst einmal in der Woche, das ist ja eine echte Lebensgemeinschaft. Und Musik ist ja etwas, das von Emotionen lebt. Für mich war das erste Konzert in Pasing (Heinzmann ist u.a. musikalischer Leiter der Oper in der Pasinger Fabrik, Anm. der Red.) nach dem Lockdown sehr emotional. Für die Musiker des Symphonieorchesters Baldham-Zorneding wird das sicher der Samstagabend werden.

Sommerserenaden des Symphonieorchesters Zorneding-Baldham am Samstag, 25. Juli, um 16 Uhr im Park am Zornedinger Rathaus und am Samstag, 1. August, um 16 Uhr im Amphitheater der Grund- und Mittelschule Vaterstetten. Ausweichtermin ist jeweils der Sonntag.

© SZ vom 25.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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