Süddeutsche Zeitung

Konzert:Tanze Samba mit mir

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Bestechende Rhythmen, starke Melodien, reiche Klangfarben - "Colors of Brazil" ist das Motto eines mitreißenden Abends in Ebersberg.

Von Peter Kees, Ebersberg

Kaum war tags mal die Sonne da, schon gab es abends in Ebersberg zu dieser sommerlichen Verheißung passende Klänge. Die Jazz-Initiative Grafing lud zu einem Konzert mit Musik aus Brasilien.

Trotz des herrlichen Wetters draußen waren die Plätze unter der Gewölbedecke des Bistro-Cafés Zimtblüte im Klosterbauhof schnell vergeben. Und es lohnte sich. Die fünf Musiker um die Sängerin Steffi Trinker sorgten mit mitreißenden Rhythmen für beste Laune. "Colors of Brazil" hatte man den Abend betitelt. Und tatsächlich, viel Farbenreiches aus Brasilien war zu hören. Bestechende Rhythmen, starke Melodien und reiche Klangfarben vermittelten Lebensfreude. Aber nicht nur die Art der Musik entführte das Publikum in andere Klangwelten, sondern und vor allem die großartige Band mit Andreas Wimmer am Keyboard, Peter Satzger an der Gitarre, Walter Ruckdeschel am Tenorsaxofon, Guto Brinholi am Bass, Claudio Wilner am Schlagzeug und eben Steffi Trinker als Sängerin. Bassist und Schlagzeuger übrigens stammen beide aus Brasilien.

Nun gibt es brasilianische Musik ohnehin in großer Vielfalt, schon deshalb weil sie von jeher als besonders offen für Einflüsse von außen gilt. Aufgrund der europäischen Kolonisierung Brasiliens liegen ihre Wurzeln in europäischer Musik, genauso aber in afrikanischen Musiktraditionen, bedingt durch die nach Brasilien verschleppten Sklaven vom 16. bis ins 19. Jahrhundert. Geringe Bedeutung hat allerdings der Einfluss der Musik der Indios, der brasilianischen Ureinwohner. Die starke Betonung der synkopierten Rhythmen gehen auf das afrikanische Erbe zurück.

Die Musiker zelebrierten Brasilien mit Jazz, Funk, Soul und Pop

Die typischen Rhythmen und Klänge der "música popolar" Brasiliens sind wohl jedem durch das größte Volksfest der Welt, dem Karneval in Rio, bekannt. In Ebersberg aber waren nicht nur Samba und Bossa Nova-Folklore zu hören. Hier zelebrierten fünf Musiker und eine Sängerin großen Facettenreichtum. Man hörte Elemente des Jazz, Funk, Soul und Pop. Die Band spielte bekannte aber auch unbekannte Titel, Kompositionen von Antonio Carlos Jobim, Sergio Mendes, Edu Lobo, Ivan Lins, Tania Maria, Elis Regina, Stevie Wonder, George Duke und Al Jarreau. Die Musiker formierten sich dabei zu einer verschmolzenen Truppe, hatten Drive, Power und absolut mitreißende Energie.

Aber auch in ihren Soli präsentierten sich die Musiker eindrucksvoll authentisch. Ob nun Walter Ruckdeschels bestechende Saxofonsoli oder Guto Brinholis grandiose Bass-Linien, hier spielten nicht nur Könner ihres Faches, hier musizierten Instrumentalisten auf höchstem Niveau. Auffallen aufregend waren übrigens auch die Schlagzeugsoli von Claudio Wilner. Überhaupt ein Spieler mit Feuer im Blut. Natürlich dürfen Gitarre und Keyboard nicht unerwähnt bleiben, denn auch die Soli von Peter Satzger und Andreas Wimmer boten herrlich aufregende Momente.

Sängerin Steffi Trinker überzeugte mit ihrem Auftritt

Im Zentrum stand freilich die Bandleaderin und Sängerin Steffi Trinker. Ihre Stimme ist stark, gefühlvoll und energiegeladen. Die Kraft und die Leidenschaft ihres Vortrags, meist auf Portugiesisch, manchmal auch auf Englisch, war absolut überzeugend. Ein wunderbarer Abend. Nach dem Konzert wurde die Bühne geöffnet zur Jam-Session für Jedermann.

Das Bistro-Café Zimtblüte bleibt übrigens auch im Juni und Juli dem derzeit heimatlosen Grafinger Jazzclub als Auftrittsort erhalten. Eine gute Wahl ist das und eine Bereicherung für Ebersberg, das zwar auch an diesem Abend nicht in Brasilien lag, aber mit den dargebotenen Klängen und Rhythmen den einen oder anderen Zuhörer dazu einlud, im Geiste unterm Zuckerhut zu schwelgen und sich von der in dieser Musik ausgedrückten Lebensfreude anstecken zu lassen.

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Quelle:
SZ vom 02.06.2015
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