Konzert:Perfektes Ensemble

Zenker Jazz neues Projekt.

Sängerin Enji begeistert das Publikum beim Konzert der Jazzinitiative Grafing in der Turmstube.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Jazz im Turm begeistert mit brillanten Protagonisten

Von Claus Regnault, Grafing

Es war eine Geschichtsstunde. Kaum zu glauben, dass die Jazzinitiative Grafing, gerade zehn Jahre alt, schon Geschichte hat. Denn es waren in dem Kontrabass-Professor Martin Zenker als Leiter, Claus Raible (Klavier) und Professor Peter Tuscher (Trompete) drei der Protagonisten da, die uns seit ihren Anfängen ans Herz gewachsen sind. Ergänzt wurde dieses meisterhafte Trio durch den kopfgesteuerten Meisterdrummer Xaver Hellmeier und gekrönt durch die mongolische Sängerin Enji, die große Entdeckung Martin Zenkers aus seiner Lehrtätigkeit in der Hauptstadt Ulan Bator und inzwischen Stipendiatin an der Musikhochschule München.

Was für ein perfektes Ensemble. Schon mit dem ersten Einstieg ereignete sich Jazz at it's best und blieb im ersten Set des Abends auf gleich hohem Niveau. Da war auch gleich Enji dabei mit absoluter Intonationssicherheit, eine Stimme, die weniger gesungen als instrumental geführt ist, gleichermaßen berührend in ihrem fremdartigen Timbre wie eigenwillig in ihren Scat-Improvisationen, und verblüffend in der Aneignung des Jazz-Idioms. Man konnte spüren, wie sehr sie die Gruppe zu einer ihr dienenden Einheit verschweißte.

Was sind das aber auch für Musiker, die nicht nur ihre Vergangenheit mitzuteilen hatten, sondern lebendigste Präsenz vorführten. Das - er möge es verzeihen - dienstälteste Mitglied dieser Gruppe, Peter Tuscher, ist sowohl in zurückhaltenden Begleitphrasen wie in seinen bis in strahlende Höhe sich steigernden Improvisationen ein Schatz gewachsener Jazzerfahrung. Traumhaft sein Spiel mit Dämpfer, so vor allem in der Ballade "When I fall in love".

Von Martin Zenkers Virtuosität, seinem sprechenden Improvisationsstil zu schreiben, heißt Eulen nach Athen tragen. Er ist auch als Begleiter und Beweger des musikalischen Ablaufs das souveräne Fundament der Gruppe. Sein ausgedehntes Solo in dem zugegebenen "How deep is the ocean" war eine Erzählung dessen, was man aus einem Thema alles machen kann.

Und natürlich begeisterte Claus Raible mit seiner immer wieder aus Momenteinfällen gespeisten Improvisationskunst, bei der man nicht weiß, ob er nur seine unglaublich beweglichen Finger laufen lässt, wäre da nicht die fantastische Kopfsteuerung. Der Youngster der Gruppe, der 24-jährige Hellmeier, bewährte sich, von immer neuen rhythmischen Einfällen befeuert, weniger als Begleiter denn als der Antreiber der Gruppe.

In der anschließenden Jamsession hatten es unsere einheimischen Musiker nicht leicht, gegen das Weltniveau der Profis anzuspielen. Herausragend und improvisatorisch ungemein einfallsreich der Freisinger Gitarrist Martin Wessalowski. Und dann kamen nach und nach die Profis zurück und gaben Stefan Zenker (Bruder von Martin und Profi im Wartestand) Gelegenheit zu durchdacht gestalteten Improvisationen. Insgesamt ein großer Abend vor vollem Haus, der das Zeug hatte, seinerseits die Geschichte der Jazzinitiative Grafing/Ebersberg als Höhepunkt weiterzuschreiben.

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