Süddeutsche Zeitung

Konzert:Keep swinging

Beba Ebner und Thomas Frey spielen Lieblingssongs

Von Peter Kees, Zorneding

Die beiden haben an der Neuen Jazz School München studiert. Dort haben sie sich auch kennengelernt. Bald waren sie Teil einer zehnköpfigen Band. Doch die Besetzung schrumpfte. Übrig blieb ein Duo in ungewöhnlichen Besetzung: Akkordeon und Gesang. So zumindest erzählten es Beba Ebner (Vocal) und Thomas Frey (Akkordeon) bei ihrem Konzert am Samstag in der Café-Bar Herzog in Zorneding.

Den Abend eröffnen sie mit "Valery" von Amy Winehouse. Kein Schlagzeug, das da ertönt, vielmehr der leicht sentimental-sehnsüchtige Klang eines Akkordeons. Thomas Frey übernimmt alle Instrumente der Band auf seinen Tasten, spielt freilich auch rhythmisch scharf, doch das, was bei Winehouse Pop oder Soul ist, wird hier zur feinen Jazznummer. Darum geht es den beiden in ihren Arrangements auch: um Jazz, um Swing, um Blues.

Was das Duo dabei zum Besten gibt, sind ihre Lieblingsstücke, so zumindest moderierten sie es immer wieder an. Einen Blues von Quincy Jones aus dem Spielbergfilm "Die Farbe Lila" etwa oder ein Song der norwegischen Jazzsängerin Silje Nergaard. Auch der Name des US-Amerikaners Richard Rodgers tauchte immer wieder auf, einer von nur wenigen Komponisten, der alle vier großen Preise der amerikanischen Unterhaltungsindustrie gewonnen hatte: den Emmy, den Grammy, den Oscar und den Tony. Eines seiner Stücke hat er übrigens dem legendären amerikanischen Jazz-Akkordeonisten Frank Marocco gewidmet. Auch dieser Titel war in Zorneding zu hören. Musik aus Filmen ohnehin. Zärtlich und voller Empfindsamkeit gestalteten das Duo den Song "Gentle Rain" - vielleicht der Höhepunkt des Abends. Auch eine Eigenkomposition brachten Ebner und Frey mit: eine Ballade aus der Feder des Ehemanns der Sängerin.

Gesang, Akkordeon, Jazz, Swing, Blues? Ja, das geht auf, mit einem bemerkenswerten Kolorit, den man nicht alle Tage zu hören bekommt.

Eigentlich hätten die beiden Musiker an diesem zauberhaften Sommerabend auch direkt auf dem Herzogplatz spielen können. Wie gerne hätte man ihnen unter freiem Himmel gelauscht. Ohnehin erstaunlich, dass bei diesem Biergartenwetter - und noch dazu während der Fußball-Weltmeisterschaft - die Café-Bar Herzog so gut besucht war. Das lohnte, denn Ebners Stimme, ihr Timbre, ihre musikalischen Bögen überzeugten ebenso wie Freys Spiel.

Manchmal, das sei durchaus kritisch angemerkt, hätte Ebners Intonation allerdings noch ein wenig sicherer sein können. Natürlich soll das nur als Randnotiz verstanden werden, denn mit ihren brillanten stilistischen Mitteln machte sie dieses kleine Manko allemal wieder wett. Unbedingt beachtenswert ist die leicht wehmütige Note, die das Akkordeon diesem Abend beisteuerte. Dynamik und Tongebung im Diskant ließen fast schwelgerische Momente entstehen, denen man sich gern hingab.

Mit Nina Simones "My Baby Just Cares for Me" - abermals eines ihrer Lieblingslieder - war das Konzert dann auch schon zu Ende. Doch halt, zwei Zugaben gab es noch, die weit weniger Elegie in sich trugen: Freddie Mercurys "Somebody to Love" - einst für Queen geschrieben - und zum Rausschmiss den legendären Song "Sway." Der Verweis des Duos auf einen Schwarzweiß-Streifen bei Youtube mit diesem Titel war unbedingt bereichernd: Mit Zigarette und einem Glas Whisky in der Hand singt ein junger Held dieses Lied, die Mädels im Publikum liegen ihm kreischend zu Füssen. Ganz so cool war's in Zorneding freilich nicht. Dennoch: Keep swinging!

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Quelle:
SZ vom 18.06.2018
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