Süddeutsche Zeitung

Konzert in Möschenfeld :Fröhlicher Auftakt

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Drei Trompeten und Orgel eröffnen Musiksommer von "Bach & more"

Von Ulrich Pfaffenberger, Grasbrunn

Ganz ein Kind seiner Zeit - und Hoforganist mit dazu - hat es sich Johann Philipp Käfer (1672 bis 1728) nicht nehmen lassen, eine "Musicalische Battaille" für drei Trompeten und Orgel zu schreiben. Eine "Canon-Salve" gibt es darin, eine "Völlige Attaque" und ein "Lamento derer Plesirten". Eine bunte Geschichte mit viel Trara und offenbar auch ein Vergnügen für Musiker - wie am Sonntag die Trompeter Robert Hilz, Christian Bühn und Leonhard Braun sowie Matthias Gerstner an der Orgel von Sankt Ottilie in Möschenfeld. Unterhaltung pur, verbunden mit filigranen instrumentalen Episoden, auch 300 Jahre nach der Premiere noch ein Vergnügen. Auch wenn die kuriosen Satzbezeichnungen den einen oder anderen im Publikum beim Mitzählen der Sätze aus der Bahn und in einen vorzeitigen Applaus warfen.

Einmal mehr hat Gerstner in seiner Reihe "Bach & More" gezeigt, dass man sich unter "Festliche Musik für Trompeten und Orgel" zwar allerlei Prächtiges vorstellen kann, dass die überwiegend barocken Komponisten aber zu einem viel differenzierteren Umgang mit dieser Instrumentenkombination fähig waren. Freilich widerstanden auch sie nicht der Versuchung, der Kraft der Luftsäulen freien Lauf zu lassen. Doch, das machte gerade die Mischung vom Sonntag bewusst, verpackten sie in diese Showeffekte immer wieder regelrecht feingeistige Ideen. Die Sonata von Christian Friedrich Witt zum Beispiel mit ihren drei Sätzen verfügt über eine Leichtigkeit und Frische, die direkt auf das Bläsertrio überspringen. Wenn der eine fröhliche Ton den nächsten anstupst, wenn sich aus einem Lied ein kurzer Kanon entwickelt, wenn der eine Trompeter munter dem anderen die Töne zubläst - so entsteht Spielfreude, die selbst den geschnitzten Bischöfen und Putten am Altar ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern scheint.

An Geschlossenheit lässt das Trio nichts zu wünschen übrig, an individuellem Können auch nicht. Oben auf der Empore stehen die Bläser, unsichtbar fürs Publikum, und doch an kleinen Charakteristika erkennbar: der eine etwas eleganter, der andere etwas kräftiger, der dritte mit Lust an tieferen Tönen. Da kommt sogar die altehrwürdige Orgel ins Jubeln, weil Gerstner um ihre Stärken weiß und sie ins Spiel bringt, etwa mit einer zartfühlenden Aria Quarta aus Johann Pachelbels "Hexachordum Apollinis". Händels "Halleluja" aus dem "Messias" schließlich kommt es zu, am Ende die Botschaft zu besiegeln: Das war ein Fest!

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SZ vom 06.07.2021
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