Konkurrenz mit Fitnessstudio:Mal wieder Raumprobleme

Grafing muss einen Teil seiner VHS-Bewegungskurse aus dem Haschler-Turm abziehen

Von Thorsten Rienth, Grafing

Seit fast zehn Jahren gibt es bei der Grafinger Volkshochschule und Musikschule immer wieder Raumprobleme. Diesmal trifft es die Bewegungskurse im sogenannten Haschler-Turm. Auslöser ist eine Konkurrenzschutzklausel, die das nebenan gelegene Fitnessstudio geltend machte. Mitnichten habe er ein Problem mit der VHS, versichert der geschäftsführende Fit-for-Life-Gesellschafter Wolfgang Schnaitter. "Die kommen mit uns prima klar - und wir kommen mit denen prima klar." Aber: "Die VHS hat den Riesenvorteil, dass sie mit ihrem subventionierten Programm deutlich günstigere Preise anbieten kann als wir."

Als die VHS vor etwa zwei Jahren Bewegungskurse im Haschler-Turm ins Programm genommen habe, habe sich der Umzug massiv auf sein Geschäft ausgewirkt. "Beim Zumba sind unsere Anmeldungen plötzlich um drei Viertel runtergegangen", sagt Schnaitter. Auch zahlreiche andere Kurse wie beispielsweise die Wirbelsäulengymnastik seien betroffen. Es bleibe ihm deshalb gar nichts anderes übrig, als sich zur Wehr zu setzen. Vor einigen Wochen habe er deshalb die sprichwörtliche Reißleine gezogen. "Wir haben in unserem Mietvertrag eine Konkurrenzschutzklausel, auf deren Umsetzung wir jetzt notgedrungen bestehen müssen." Eine Konkurrenzschutzklausel schützt gewerbliche Mieter davor, dass der Vermieter im unmittelbaren Umfeld Konkurrenz aus der gleichen Branche oder mit vergleichbarem Sortiment aufnimmt. Das Fitnessstudio betreibt Schnaitter seit dem Jahr 2003. "Ich habe da wirklich auch eine Verantwortung gegenüber meinen Mitarbeitern." 13 Jahre später mietete die Stadt nebenan die VHS-Räumlichkeiten an.

Die ruderte jetzt zurück. "In Absprache mit der VHS haben wir Kurse mit intensiver Bewegung nach Straußdorf verlegt", erläuterte Grafings Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne). Im Gegenzug seien Yoga und ähnliche ruhige Kurse nach Haidling verlegt worden. "Härten gegenüber altgedienten VHS-Teilnehmern konnten mit einer geschickten Umverlegung vermieden werden", schrieb Obermayr in einer Erklärung. Ob dem tatsächlich so ist, war nicht mehr nachzuprüfen: Die Geschäftsstelle der VHS befindet sich bis Anfang September in der Sommerpause.

Obermayrs Angaben zufolge mussten insgesamt zwölf Kurse den Haschler-Turm verlassen. Konkret sieht die Raumrochade folgendermaßen aus: Neun Kurse verlegten Stadt und VHS nach Haidling, drei weitere nach Kirchseeon. Im Gegenzug gingen drei Kurse aus dem alten Elkofener Schulhaus, das zu einem Kindergarten umgebaut wird, nach Haidling. "Drei Bewegungsangebote werden aus dem Programm genommen. Zwei andere Kurse wurden dagegen neu entwickelt", berichtet die Bürgermeisterin. Kurse mit älteren Teilnehmern würden in Haidling bleiben.

Alles wieder gut also? Zumindest nicht, wenn es nach dem Bündnis für Grafing (BfG) geht. "Die Räume wurden auf Kosten der Stadt umgebaut, und genau für dieses Profil ausgestattet", teilte Stadträtin Marlene Ottinger per Pressemitteilung mit. Für den VHS-Standort im Haschler-Turm zahle die Stadt jedes Jahr mehr als 100 000 Euro Miete. "Es ist falsch und nicht nachvollziehbar, dass die Bürgermeisterin die Interessen der Eigentümer über die Interessen der Stadt stellt. VHS, Steuerzahler und Grafinger Kursteilnehmer zahlen nun den Preis für ein bedauerliches, aber privatrechtliches Missgeschick." Gemeint ist damit die Konkurrenzschutzklausel aus dem Mietvertrag mit dem Fitnessstudio. "Gleichzeitig leisten wir es uns, das kostbare Grundstück an der Rotter Straße 8 verkommen zu lassen." Die "RO8", das frühere Grafinger VHS- und Musikschulgebäude, ist seit Dezember 2008 aus Brandschutzgründen größtenteils gesperrt.

Der Bürgermeisterin ist die Feststellung wichtig, dass auch bei einer nicht mehr gesperrten "RO8" Bewegungskurse nicht problemlos dorthin verlegt werden könnten.

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