Konjunktur:Zehn fette Jahre

Der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München hat die Entwicklung der Region zwischen 2005 und 2015 untersucht. Für den Landkreis Ebersberg zeigt sich ein anhaltender Trend nach oben - in allen Bereichen

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Immer mehr. Unter dieses Motto kann man die Entwicklung des Landkreises Ebersberg zwischen 2005 und 2015 stellen. Laut einer nun vorgestellten Statistik des Planungsverbandes Äußerer Wirtschaftsraum München (PV) liegt der Landkreis damit voll im Trend der Region. Bevölkerung, Wirtschaftsleistung und Flächennutzung haben zugenommen - genau wie die Zahl der Wohnungen, letztere bleiben allerdings trotzdem Mangelware.

Grund dafür ist, dass der Wohnungsbau mit dem Bevölkerungswachstum kaum mithalten kann. Laut Statistik wuchs zwischen 2005 und 2015 die Einwohnerschaft des Landkreises um 13 526 Personen, Ende 2015 wurden 137 421 Ebersberger registriert. Dies entspricht einem Zuwachs von 10,9 Prozent und reicht in der Region immerhin für Bronze in Sachen Wachstum: Nur die Landeshauptstadt mit 15,1 und der Landkreis Dachau mit 11,2 Prozent legten bei der Bevölkerung im gleichen Zeitraum noch mehr zu.

Gebaut wurde zwischen 2005 und 2015 auch fleißig, immerhin wuchs der Bestand an Wohnungen von 52 266 auf 60 102. Darunter fallen sämtliche Wohneinheiten, im Geschosswohnungsbau genauso wie Einfamilienhäuser. Während die Zahl der jährlich fertiggestellten Wohnungen stark schwankt - 2005 waren es noch 745, sechs Jahre später nur noch 379 und 2015 schon wieder 729 - scheint das klassische Doppelhaus an Attraktivität zu verlieren. Deren Zahl ist im Landkreis im vergangenen Jahrzehnt sogar gesunken, von 10 188 auf 9398. Hingegen stieg sowohl die Zahl der Wohneinheiten in Einfamilienhäusern als auch in Gebäuden mit drei oder mehr Wohnungen um jeweils knapp 4000.

Interessant ist auch, dass, wer eine Wohnung gefunden hat, immer mehr Platz darin hat. So stieg die durchschnittliche Wohnfläche pro Ebersberger zwischen 2005 und 2015 von 40 auf 45 Quadratmeter. Dies hat laut Statistik zwei Gründe: Zum einen werden die Wohnungen immer größer. Das Durchschnitts-Einfamilienhaus "wuchs" etwa von 130 auf 140 Quadratmeter, das Doppelhaus von 90 auf gut 100 und die Wohnung immerhin von knapp 70 auf 75 Quadratmeter. Zum anderen leben in den Häusern und Wohnungen immer weniger Personen. Zählte man pro Einfamilienhaus oder Wohnung 2005 durchschnittlich noch knapp 2,5 Bewohner, waren es 2015 nur noch rund 2,3.

Diese Zahl - etwa zwei Personen pro Wohnung - hat der Planungsverband auch für die gesamte Region München ermittelt und daraus eine klare Forderung nach mehr Wohnungsbau abgeleitet. Laut PV-Geschäftsführer Christian Breu brauche es "mindestens 20 000 neue Wohnungen in der Region pro Jahr", wenn man dem Bevölkerungswachstum gerecht werden wolle. Ebenfalls nötig seien aber auch der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur sowie der Schul- und Betreuungsangebote.

Helfen könnte dabei die aktuelle Finanzlage. Denn mit der Zahl der Einwohner sind sowohl die Zahl der Jobs wie auch die Wirtschaftsleistung gewachsen. So lebten kurz vor den Sommerferien 2015 - aktuellere Zahlen liegen nicht vor - 55 027 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Landkreis Ebersberg, ein Jahrzehnt zuvor waren es 42 882. Im Landkreis selbst arbeiteten zum Stichtag 37 612 und damit 8106 mehr als 2005. Das Bruttoinlandsprodukt des Kreises ist im gleichen Zeitraum um insgesamt 35 Prozent gewachsen auf jährlich 3,9 Milliarden Euro. Die größte Wertschöpfung gibt es im Dienstleistungssektor mit 2,5 Milliarden Euro pro Jahr, in einigem Abstand folgt das verarbeitende Gewerbe mit 878 Millionen Euro.

Dies wirkt sich auf private wie öffentliche Einkünfte aus. Hatte jeder Ebersberger 2004 im Schnitt noch 22 173 Euro zur Verfügung, waren es zehn Jahre später bereits 25 481. Ebenfalls gestiegen sind die Einnahmen aus Gewerbe-, Grund- und Einkommensteuer, landkreisweit von 95,3 auf 159,4 Millionen Euro zwischen 2005 und 2015. Dies entspricht im Durchschnitt 1160 Euro pro Einwohner, was im Vergleich sowohl mit der Region, wo der Wert bei 2039 Euro liegt, als auch bayernweit - durchschnittlich 1305 Euro pro Einwohner - eher schwach ausfällt.

Der Grund wird deutlich, betrachtet man die einzelnen Steuerarten. So liegt der Landkreis mit 702 Euro Einkommensteuer pro Jahr und Einwohner deutlich über dem Bayernschnitt mit 545 Euro. Bei der Grundsteuer sind es nur 121 Euro im Vergleich zu 137 Euro bayernweit. Bei der Gewerbesteuer sogar nur 337 Euro, der bayerische Durchschnitt liegt bei 564, der in der Region München sogar bei 1108 Euro.

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