Zornedinger Pfarrer:Aigner weist Rassismus-Vorwürfe gegen CSU zurück

Zornedinger Pfarrer: Zorneding Kirche Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende

Zorneding Kirche Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende

(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)
  • Der nach rassistischen Morddrohungen erfolgte Rücktritt des Zornedinger Pfarrers Olivier Ndjimbi-Tshiende wird zum Politikum.
  • Die Landtagsgrünen kritisierten zunächst das Schweigen der CSU zu dem Vorgang.
  • Die oberbayerische CSU-Bezirksvorsitzende Ilse Aigner verwahrte sich später gegen Vorwürfe, die CSU habe die Eskalation in Zorneding mitzuverantworten: "Einen solchen Zusammenhang herzustellen, ist böswillig."

Von Christian Krügel

Der Rücktritt des Zornedinger Pfarrers Olivier Ndjimbi-Tshiende wegen rassistischer Morddrohungen hat nun auch zu einer Reaktion der CSU-Parteispitze geführt. Generalsekretär Andreas Scheuer sagte der Süddeutschen Zeitung, es stehe "außer Frage, dass wir die Drohungen gegen den Pfarrer von Zorneding aufs Schärfste verurteilen". "Die Vorfälle müssen mit aller Härte des Gesetzes aufgeklärt werden", so Scheuer. Die CSU stehe für Menschenwürde und Toleranz.

Die oberbayerische CSU-Bezirksvorsitzende Ilse Aigner und der Ebersberger Kreisvorsitzende Thomas Huber erklärten: "Wir bedauern den Rücktritt von Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende zutiefst und verurteilen die Umstände, die dazu geführt haben, auf das Schärfste."

Zugleich verwahrte sich Aigner gegen Vorwürfe, die CSU habe die Eskalation in Zorneding mitzuverantworten. "Wir verwahren uns aber auch gegen Unterstellungen, dass die CSU mit den Drohungen gegen Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende in irgendeiner Verbindung steht. Einen solchen Zusammenhang herzustellen, ist böswillig." Und ihr Parteichef Horst Seehofer erklärte, alle Vorgänge seien damals von den Verantwortlichen schon aufgearbeitet worden. "Null Toleranz ist in Bayern der Maßstab", sagte Seehofer.

Zuvor hat die Grünen-Landesvorsitzende Margarete Bause eine klare Stellungnahme von Ministerpräsident Seehofer gefordert. "Sonst feiern Rassisten hier letztlich mit Billigung der CSU einen Erfolg, den es in Bayern niemals geben darf." Denn Auslöser für die Zornedinger Vorfälle sei eine "abstoßende, rassistisch motivierte Privatfehde von CSU-Funktionären mit dem Geistlichen" gewesen, so Bause.

Im vergangenen Herbst hatte es eine heftige Kontroverse zwischen dem Seelsorger und seiner Gemeinde einerseits, der örtlichen CSU andererseits gegeben. Dabei ging es unter anderem um die Flüchtlingspolitik und einen fremdenfeindlichen Artikel der damaligen CSU-Ortsvorsitzenden.

In der Folge kam es zu rassistischen Äußerungen von Ortspolitikern über den aus dem Kongo stammenden deutschen Geistlichen, die vom Erzbistum scharf zurückgewiesen wurden. Ilse Aigner hatte sich damals lange zurückgehalten, sich dann aber doch in den Zornedinger Streit eingeschaltet. Die CSU-Ortsvorsitzende und ihr Stellvertreter traten daraufhin zurück.

Pfarrer hofft auf Verständnis für seine Entscheidung

Trotzdem kehrte offenbar in Zorneding keine Ruhe ein: Wie erst am Sonntag bekannt wurde, hatte Pfarrer Ndjimbi-Tshiende mindestens fünf konkrete Morddrohungen erhalten, darunter Postkarten, auf denen etwa "Ab nach Auschwitz mit Dir" gestanden hatte. Der aus dem Kongo stammende Seelsorger bat deshalb das Erzbischöfliche Ordinariat um Versetzung.

In einer Pressemitteilung des Erzbistums heißt es, man bedaure die Entscheidung sehr, trage diese aber mit und stehe "an der Seite von Pfarrer Ndjimbi-Tshiende". Dieser bat selbst die Medien darum, ihn nicht weiter zu behelligen. Die Situation sei für ihn sehr belastend gewesen, gleichwohl blicke er ohne Verbitterung auf seine Zeit in Zorneding zurück, heißt es in der Mitteilung des Erzbistums. Er sei im Jahr 2012 in der Gemeinde gut und freundlich aufgenommen worden, habe viele Freunde gewonnen und sei gut bei den Gläubigen angekommen. Er wisse, dass viele seinen Weggang bedauerten. Zugleich hoffe er, dass alle Verständnis für seine Entscheidung aufbrächten.

Bürgermeister verurteilen "verabscheuungswürdiges Verhalten"

Schneller als die CSU-Parteispitze reagierte am Montag der Ebersberger Landrat Robert Niedergesäß (CSU). Gemeinsam mit den Bürgermeistern aller 21 Landkreisgemeinden verfasste er einen persönlichen Brief an Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende.

Darin heißt es: "Dieses verabscheuungswürdige Verhalten Einzelner verurteilen wir auf das Allerschärfste. Wir schämen uns für dieses unwürdige und inakzeptable Verhalten einzelner Menschen in unserem Landkreis." Mit Ndjimbi-Tshiende verliere "die Gemeinde und der gesamte Landkreis einen aufrechten und geradlinigen Menschen und einen engagierten Pfarrer".

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