Kommunalwahl:Reichlich Zündstoff

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Die Hohenlindener Kandidaten Ludwig Maurer und Johanna Seitz sind nur selten einer Meinung.

Von Philipp Schmitt

In Hohenlinden tritt gegen Amtsinhaber Ludwig Maurer von der Überparteilichen Wählergemeinschaft ÜWH die parteilose Herausforderin Johanna Seitz für die "Bürgerlichen" an. Maurer ist 56 Jahre alt, in München geboren und in Hohenlinden aufgewachsen. Maurer ist verheiratet und Vater von drei Kindern. Nach zwölf Jahren im Gemeinderat wurde der Landwirt und Unternehmer vor 18 Jahren zum Bürgermeister gewählt, seit 2008 ist er Kreisrat der Freien Wähler. Johanna Seitz ist 50 Jahre alt, in Haag geboren und in Neupullach aufgewachsen. Seitz ist verheiratet und Mutter von zwei Kindern, sie lebt mit der Familie in Hohenlinden. Die Hauswirtschafterin arbeitet in einem Ebersberger Drogeriemarkt. Sie gehört dem Gemeinderat zwar noch nicht an, hat aber familiäre Anknüpfungspunkte: Ihr Vater war dort 18 Jahre Mitglied. Seitz ist im Vorstand der katholischen Frauengemeinschaft tätig, politisch aktiv wurde sie 2005 mit einer Unterschriftenaktion zum Erhalt der Teilhauptschule. Zumindest der Schulsprengel mit Forstern konnte damals erhalten werden. Maurer und Seitz kündigten beide an, den Wahlkampf sachlich-fair und ohne persönliche Anfeindungen absolvieren zu wollen.

Amtsinhaber Ludwig Maurer von der Überparteilichen Wählergemeinschaft und Herausforderin Johanna Seitz, die für die Bürgerlichen antritt. (Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Finanzen

Im Rückblick auf die vergangenen sechs Jahre zieht Ludwig Maurer eine positive Bilanz: "Die Entwicklung der Gemeinde war gut und zeitgemäß." Die finanzielle Lage sei ebenfalls gut, man habe finanzkräftige Firmen ansiedeln können. Auch Seitz bewertet den Haushalt als solide, ähnlich wie Maurer möchte sie attraktive Rahmenbedingungen für Gewerbebetriebe schaffen und so Arbeits- und Ausbildungsplätze im Ort halten.

Abtwiese

Die Bebauung der Abtwiese hat für viel Gesprächsstoff gesorgt. Auf dem Areal ist neben Wohnbebauung, unter anderem seniorengerechte Einheiten, die Ansiedlung von Gewerbe geplant. ÜWH und CSU brachten dies gegen den Widerstand der Bürgerlichen auf den Weg. Johanna Seitz sieht die Pläne denn auch skeptisch, vor allem den Bau von Wohnhäusern in der Nähe des Sportplatzes sieht sie wegen der potenziellen Lärmproblematik kritisch: "Das wird zwangsläufig zu Unstimmigkeiten und Differenzen führen", sagt sie, so dass dem Fußball- und Tennisverein Einschränkungen im Sportbetrieb entstehen könnten. Maurer hingegen ist von der Abtwiese als gutem Standort für bis zu 20 seniorengerechte Wohnungen überzeugt, er erwartet keine gravierenden Konflikte zwischen Sportlern und künftigen Anwohnern. Die seniorengerechten Wohnungen möchte der Bürgermeister in Eigenregie rollstuhlgerecht und barrierefrei mit ambulanter Versorgung realisieren. Die Erschließungsarbeiten für die Abtwiese sollen noch in diesem Jahr starten, 2015 könnte gebaut werden.

Senioren

Eine Einrichtung für intensiv pflegebedürftige Bürger ist derzeit auf der Abtwiese nicht geplant, eine Pflegeeinrichtung, so Maurer, könne nur im Verbund mit den Nachbargemeinden finanziert werden. Wo eine derartige Einrichtung gebaut und betrieben werden könnte, ist allerdings offen. Seitz möchte an einem anderen Standort in Hohenlinden eine Seniorenwohnanlage mit Pflegeabteilung schaffen. Mit Maurer ist sie sich aber darin einig, dass zunächst die Ergebnisse der mit den Nachbargemeinden in die Wege geleiteten Modellstudie "Älter werden auf dem Lande" in das Senioren-Konzept einfließen sollten.

Sportplatz

Auch das Sportzentrum wollen beide Kandidaten fördern: "Der Mangel an Parkplätzen dort ist deutlich, ich würde als Bürgermeisterin sofort mit der Vorstandschaft über mögliche Maßnahmen reden", sagt Seitz dazu, und auch Maurer betont: "Die Erweiterung des Geländes ist uns ganz wichtig, die Verhandlungen dazu laufen."

Neuer Multifunktionsplatz

Das Volksfest fand bislang auf der Abtwiese statt, weil dieses Areal nun bebaut wird, musste ein neuer Standort gefunden werden. Neben Rathaus und Schulgebäude entsteht derzeit ein Multifunktionsplatz, der bereits zum Volksfest im Mai/Juni genutzt werden soll. Maurer findet den neuen Platz optimal, er füge sich harmonisch ins Ortsbild ein. Seitz hingegen hätte sich einen anderen Standort - eventuell hinter dem Wendlandhaus - gewünscht, sie kritisiert die Kosten und den Eingriff in die Natur: "Das ist nicht optimal, es hätte bessere Lösungen gegeben." Auch den Beachvolleyballplatz neben dem Rathaus sieht sie als "nicht optimal platziert" an, weil es Belästigungen der Spieler durch Rauch aus dem benachbarten Biomasse-Heizwerk geben könnte, und durch den Platz eine mögliche Erweiterung des Heizwerks eingeschränkt würde. Maurer sieht das anders: Der zentral gelegene Platz, der im Frühjahr eröffnet werden soll, stehe einer Vergrößerung der Hackschnitzelanlage nicht im Wege, und Beeinträchtigungen der Spieler durch Abgase seien nicht zu erwarten.

Baupolitik

Johanna Seitz möchte ein neues Einheimischenmodell mit erschwinglichen Grundstücken und einem neuen Vergabekatalog auf den Weg bringen, um Hohenlindenern bessere Bauchancen zu ermöglichen: "Die Gemeinde hat zur Zeit keinen Einheimischengrund, das muss sich ändern." Sie wolle moderates Wachstum und mehr Bauland für Einheimische auch im Außenbereich schaffen. Auch Maurer möchte künftig neue Baugebiete auf den Weg bringen, der Erwerb geeigneter Grundstücke durch die Gemeinde sei aber aufgrund zurückhaltender Grundbesitzer schwieriger geworden. Maurer zufolge müsse sich das Wachstum künftig aber auf den Hauptort mit der vorhandenen Infrastruktur fokussieren, im Außenbereich werde "eine gesunde Ortsentwicklung" angestrebt.

Kinderbetreuung

Beim Thema Kinderbetreuung sind sich Bürgermeister und Herausforderin einig, dass die Gemeinde kinder- und familienfreundlich sei. Seitz möchte aber die Öffnungszeiten der Kindergärten und -krippen noch optimieren. Außerdem verfolge sie die Vision eines neuen Kinderhauses: In einem Neubau könnte die Gemeinde in Kooperation mit der katholischen Kirche ähnlich wie in Forstinning neue Wege gehen. Maurer sieht derzeit keinen Bedarf für ein neues Haus, es seien ausreichend Kindergartenplätze vorhanden. "Wir sind momentan bei der Kinderbetreuung gut aufgestellt." Langfristig wäre aber ein solches Projekt denkbar, schließlich stehe man neuen Ideen immer offen gegenüber.

Neugestaltung Ortsmitte

Die Neugestaltung der Ortsmitte soll - nach der Abstufung der B12 zur Gemeinde- und Staatsstraße - schrittweise erfolgen: "Die Maßnahmen müssen überschaubar sein", sagt Maurer. Auch für Seitz ist die Dorfverschönerung ein wichtiges Thema, das so schnell wie möglich angepackt werden müsse. Einig sind sich Maurer und Seitz darin, dass die "Pfaller Kurve" neu gestaltet werden sollte. "Hier wäre der Bau eines Kreisels sinnvoll", so Seitz.

Kommunikation

Beiden Kandidaten ist die Kommunikation mit den Bürgern wichtig. Maurer möchte die Verwaltung "smartphonetauglich" machen, also über neue Medien künftig schneller kommunizieren und in Dialog treten. Auch Seitz setzt auf intensive Bürgerbeteiligung, transparente Gemeindepolitik und eine moderne Gemeindeverwaltung. Zudem möchte sie aktives Dorfleben und ehrenamtliches Engagement fördern.

© SZ vom 12.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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