Süddeutsche Zeitung

Kommunalwahl in Vaterstetten:Neuer Anlauf

Die Grünen treten mit David Göhler bei der Bürgermeisterwahl 2020 an. Ihr erster Wunschkandidat hatte sich auf eine interne Vorwahl bei der CSU eingelassen und verloren

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Sie hatten es spannend gemacht, die Vaterstettener Grünen. Nachdem der auch von ihnen unterstützte Robert Winkler bei der CSU-Vorwahl am 19. Juni durchgefallen war, schien zunächst unklar, ob die Ökopartei einen eigenen Kandidaten ins Rennen schickt, und wenn ja, wen. Man würde schon gerne, hieß es seitdem stets vonseiten des Ortsvorstandes und der Fraktion, Konkretes gebe es aber erst nach den Sommerferien. Nun, am offiziell letzten Tag der Ferien, haben die Grünen ihren Kandidaten vorgestellt: den 54-jährigen selbständigen Technikjournalisten David Göhler.

Dass zuvor über die Frage, wie sinnvoll ein eigener Kandidat sei, intern wohl durchaus diskutiert wurde, legte eine Wortmeldung nahe: Ein Anwesender sagte, er hätte einen gemeinsamen Kandidaten mit einer anderen Partei besser gefunden. Eine Möglichkeit, die in der Vergangenheit auch Ortsvorsitzender Günter Glier nie grundsätzlich ausschloss, aber: "Das ist vorbei, die anderen haben alle schon aufgestellt." Leonhard Spitzauer soll für die CSU und Roland Meier für die Freien Wähler antreten, bei der SPD setzt man auf Maria Wirnitzer, alle drei sind derzeit im Gemeinderat. Am Donnerstag entscheidet die FDP, ob sie ihren Ortsvorsitzenden Klaus Willenberg oder Beisitzerin Petra Rawe ins Rennen schickt. "Nur die AfD/FBU hat noch keinen", so Glier, "aber hier schließe ich einen gemeinsamen Kandidaten aus."

Außerdem sei es doch "sehr spannend mit fünf Kandidaten", sagte Glier: "Entscheidend ist, wer kommt außer der CSU in die Stichwahl." Genau dies soll das erste Ziel des Wahlkampfes sein, "dann ist es theoretisch denkbar, dass die CSU-Hochburg Vaterstetten einen grünen Bürgermeister bekommt".

"Die Chance wäre da", sagte auch Gemeinderat Stefan Ruoff, angesichts der guten Werte für die Grünen "wäre es dumm, keinen Kandidaten aufzustellen". Ruoff bedauerte zwar, dass der erste Wunschkandidat, also der parteilose Winkler, der einige Jahre der Gemeinderats-Fraktion der Grünen angehörte, "von der CSU verheizt worden" sei. Glier nannte die interne Vorwahl zwischen zwei so vielversprechenden Bewerbern sogar "undemokratisch". Sein Vorstandskollege Johannes von der Forst erklärte dagegen, ganz froh zu sein, dass man einen eigenen Bewerber präsentieren könne. Die gemeinsame Kandidatur mit der CSU habe ihm persönlich nie so richtig gefallen. Darin, dass man mit einem eigenen Kandidaten antreten solle, und das dieser Daniel Göhler heißen soll, waren sich die anwesenden 15 stimmberechtigten Mitglieder dann übrigens einig. Sowohl bei der Abstimmung über die Teilnahme an der Bürgermeisterwahl, wie auch über die Person gab es keine Gegenstimmen.

Auf die Agenda setzt Göhler klassische grüne Themen, allen voran die Energiewende. Hier gebe es zwar viele Absichtserklärungen, etwa in elf Jahren unabhängig von fossilen Energieträgern zu sein, das Tempo bei der Umsetzung lasse aber zu wünschen übrig. "Man muss es deutlich beschleunigen, 2030 ist nicht mehr weit." So soll der im Juli bis auf weiteres vertagte Antrag, den Klimanotstand auszurufen, wieder auf die Agenda, ob nun mit dem Wort "Notstand" oder nicht. Auch soll die Gemeinde auf allen ihren Gebäude Solaranlagen installieren und Bauherren dazu anhalten, es ihr nachzutun.

Auch beim Verkehr sieht Göhler viel Handlungsbedarf, besonders der innerörtliche Autoverkehr soll reduziert werden. "Ich will das Fahrrad zum Mittelpunkt der Verkehrspolitik machen." Mehr Radwege könnten dazu genauso beitragen, wie etwa die Ausrichtung einer Radl-Messe, damit die Vaterstettener "sehen, was es alles gibt". Göhler, seit Jahren Mitglied bei den Autoteilern, sieht auch Carsharing als wichtigen Baustein seines Verkehrskonzepts, genau wie die Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs. Hier will er mit den Nachbargemeinden eine Lösung finden, wie sich die Verbindungen etwa nach Haar und Grasbrunn verbessern lassen.

Für die seit Jahren gewünschten Großprojekte, wie Bürgersaal, Rathaus- und Büchereineubau, setzt der Kandidat auf die Kraft vieler Köpfe: Er würde "eine Initiative starten", die klären soll "wie wir das hinkriegen". Überhaupt hofft Göhler auf Mitsprache möglichst vieler, "ich will mehr Teilhabe in der Gemeinde". Das gelte auch für seinen potenziellen künftigen Arbeitsplatz. Er halte nichts davon, in der Verwaltung "den Besen auszupacken", wie es andere Kandidaten angekündigt hätten. "Ich glaube, dass die Mitarbeiter im Rathaus gute Arbeit machen und machen wollen."

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SZ vom 11.09.2019
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