Kommunalwahl in Vaterstetten:Lieber einer aus den eigenen Reihen

CSU VAT Bgm Kandidat

Robert Winkler ist der Erste, der seinem erfolgreichen Konkurrenten Leonhard Spitzauer (rechts) gratuliert.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die CSU zieht mit Leonhard Spitzauer in den Bürgermeisterwahlkampf. Der Feuerwehrkommandant und Gemeinderat ist langjähriges Parteimitglied - und bekommt deutlich mehr Stimmen als sein parteiloser Mitbewerber Robert Winkler

Von Alexandra Leuthner, Vaterstetten

Vom "Tag der Entscheidung" hatte der Ortsvorsitzende der CSU, Michael Kundler, gesprochen. Und so möglicherweise unabsichtlich an diesem schwülen Donnerstagabend die Spannung unter den Parteimitgliedern angeheizt, die gekommen waren, um ihren Spitzenkandidaten für die Kommunalwahl im kommenden März zu küren. Die Luft war entsprechend dick im bis zum allerletzten Platz besetzten Festsaal des Seniorenwohnheims an der Fasanenstraße - zumindest, was den gefühlten Sauerstoffgehalt angeht. Dass die Konkurrenz um den Podestplatz im Bürgermeisterwahlkampf dazu ihren Teil betrug, offenbarte der lärmende Jubel, der zum ersten Mal den Saal erschütterte, als Kandidat Leonhard Spitzauer die letzte Bewerbungsrede vor seinen Parteifreunden hinter sich gebracht hatte. Zum zweiten Mal brachen sich die Gefühle vor allem bei seiner jüngeren Anhängerschaft Bahn, als Wahlleiter Florian Alte aus Anzing das Ergebnis verkündete.

157 von 260 Wahlberechtigten hatten in einzelner, geheimer Abstimmung für den gerade 34 Jahre alt gewordenen Feuerwehrkommandanten Spitzauer gestimmt. An den nur 103 Stimmen, die für den parteilosen Robert Winkler abgegeben wurden, dürfte der 57-jährige Verwaltungsjurist seinen eigenen Worten nach "ein bisschen beißen". Was ihn nicht davon abhielt, seinem Gegenspieler im sechs Monate langen Vorwahlkampf sofort zu gratulieren - ein Handschlag, der demonstrativ die von allen Rednern gelobte Fairness in der Auseinandersetzung der beiden so unterschiedlichen Kandidaten unterstrich.

Fast eine halbe Stunde lang hatte Winkler, der von 2008 bis 2011 für die Grünen im Gemeinderat gesessen hatte, zuvor für sein Konzept geworben und dabei vor allem den Versuch unternommen, die konservativeren Teile des - inzwischen größten - CSU-Ortsverbands für sich zu gewinnen. "Mich muss niemand schwarz anmalen und mich muss auch niemand grün anmalen", erklärte er. Als treuer Diener zahlreicher CSU-Umweltminister sei er nachweislich beides. Eine deutlich straffere Verwaltung und eine Politik, die gestalte und eigene Ideen setze, stellte er in den Mittelpunkt seiner Rede. Auch im Rathaus müsse etwas geschehen, "der Verwaltung fehlt die ordnende Hand", erklärte er. Darüber hinaus müsse sich Vaterstetten als zweitgrößte Gemeinde Bayerns, die nicht Stadt ist, und als Gemeinde am Stadtrand einer Boomregion neu definieren. Investitionsentscheidungen, qualitätsbezogene Aussagen zur Ortsentwicklung und das Einbeziehen aktiver Bürgerentscheidungen sowie die Konsolidierung des Haushalts, das Vorantreiben der Energiewende als zentralem Punkt politischer Gestaltung, eine pragmatische Umweltpolitik vor allem was den Verkehr in der Gemeinde angeht, führte er als weitere wesentliche Punkte seiner Agenda an. Die CSU habe sich von den Grünen das Thema Umweltschutz wegnehmen lassen, dabei sei doch der Erhalt der natürlichen Ressourcen ein "urkonservatives Anliegen". Das er als Vorbild verfolgen wolle. "Ein Dienstrad ist mir wichtiger als ein Dienstwagen." Winkler verwies auch auf den strategischen Vorteil, in ihm einen Kandidaten aufzustellen. Eine Kandidatur für SPD und Grüne, die er sich bisher offen gehalten habe, schloss er dabei endgültig aus.

Nur zehn Minuten brauchte dann allerdings Leonhard Spitzauer, um die Mehrheit im Saal für seine Kandidatur zu gewinnen. Viel Überzeugungsarbeit aber war wohl gar nicht nötig gewesen. Hatten doch die vielen Neueintritte in den Ortsverband seit Bekanntwerden der Doppelkandidatur bereits eine deutliche Sprache gesprochen. So hatte Geschäftsführerin Stefanie Ederer bereits vor Wochen bestätigt, dass es im Ortsteil Hergolding, wo Spitzauer auf dem Pferdehof seiner Eltern zu Hause ist und nach Jahren im Projektmanagement von BMW nun auch arbeitet, überdurchschnittlich viele Neumitglieder gibt. Als Kommandant der Parsdorf-Hergoldinger Feuerwehr, langjähriges Mitglied in der Jungen Union, Beisitzer der CSU im Kreis- und Ortsvorstand und CSU-Gemeinderat konnte Spitzauer auf Gesinnungskundgebungen weitgehend verzichten, "Ich bin CSUler durch und durch."

Was seine politischen Vorstellungen angeht, nannte auch Spitzauer Haushaltskonsolidierung, Klimaschutz und gemeindliches Selbstverständnis. Gewerbesteuereinnahmen in der gleichen Höhe wie Grasbrunn bei mehr als drei mal so vielen Einwohnern könne man nicht weiter so hinnehmen, betonte er. Den Ausbau der regenerativen Wärmeversorgung streifte er ebenso wie die Digitalisierung des Rathauses und ein Bürgerserviceportal, das den Bürgern Amtsgänge erspare. Er strebe einen kooperativen Führungsstil und ein Zusammenführen von Bürgern und Rathaus an. Dafür brauche das Rathaus nicht unbedingt einen Verwaltungsfachmann, sondern einen Projektmanager, der die Probleme angehe, erklärte er. "Wir müssen unsere Antworten auf die drängenden Probleme der Bürger finden, CSU-Antworten." Das fand die Mehrheit wohl auch.

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