Kommunalwahl in Vaterstetten:Die Woche der Kandidaten

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In Vaterstetten entscheidet sich, wer 2020 zur Bürgermeisterwahl antritt. Am Montag nominieren die Freien Wähler ihren Bewerber, am Donnerstag ist die CSU dran - und da könnte es spannend werden

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Wer wird Chef im Vaterstettener Rathaus? In dieser Woche werden die ersten Bewerber für den Bürgermeisterwahlkampf nominiert. (Foto: Christian Endt)

"De Woch' fangt scho guat o", soll der berüchtigte Räuber Kneißl gesagt haben, als er an einem Montag erfuhr, dass sein Gnadengesuch abgelehnt worden war. Einer, der das an diesem Montag ganz ohne Ironie sagen kann, ist Roland Meier. Der Gemeinderat der Freien Wähler dürfte wohl zum Bürgermeisterkandidaten nominiert werden. Zwei andere müssen noch drei Tage warten, bevor sie wissen, ob jemand ihr Foto auf ein Wahlplakat drucken will: Robert Winkler und Leonhard Spitzauer stellen sich am Donnerstag dem Votum der CSU-Mitglieder.

Je nachdem, wie dieses Votum ausgeht, könnte die Wahl am 29. März noch sehr spannend werden. Sicher ist bislang nur, dass es einen Amtswechsel im Rathaus geben wird - Georg Reitsberger (FW) darf aus Altersgründen nicht erneut antreten. Um sein politisches Erbe bewirbt sich sein Parteifreund Roland Meier, den der Vorstand bereits Anfang Mai zum Kandidaten gekürt hatte. Am Montag sollen dies auch die übrigen Mitglieder der Vaterstettener Freien Wähler tun, da es keinen Gegenkandidaten für den 52-Jährigen Meier gibt, gilt dies mehr oder weniger als Formsache.

Die CSU wollte wohl einen Fehler von 2013 nicht wiederholen

Als Kandidat für die Vaterstettener Bürgermeisterwahl gesetzt ist bisher wohl nur Roland Meier von den Freien Wählern.

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(Foto: Christian Endt)

Die CSU entscheidet sich am Donnerstag zwischen Leonhard Spitzauer (links) und Robert Winkler.

Was man ganz und gar nicht für die zweite Kür der Woche sagen kann. Denn in der Sache Spitzauer contra Winkler steht das Finale eines echten Vorwahlkampfes an. Im Januar überraschte die CSU mit der Nominierung Winklers, der zwar keiner Partei angehört, aber 2008 bis 2011 für die Grünen im Gemeinderat saß und sogar Fraktionssprecher war. Derzeit ist der 57-jährige Jurist Leitender Ministerialrat im bayerischen Umweltministerium. Parallel nominierte der CSU-Ortsvorstand seinen Kandidaten, Gemeinderat Spitzauer. Der 33-Jährige, dessen Familie einen Reiterhof bei Hergolding besitzt, ist Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Parsdorf-Hergolding - und seit langem Parteimitglied.

Darüber, wer es denn werden soll, der Quereinsteiger oder der in der Wolle gefärbte Christsoziale, wollte der Vorstand nicht alleine entscheiden. Hintergrund dürfte wohl die Nominierung der Kandidatin bei der vergangenen Bürgermeisterwahl sein: Als Bürgermeister Robert Niedergesäß 2013 zum Landrat gewählt wurde, bestimmte der Vorstand die Nachfolgelösung ohne große Befragung der Fraktion oder der Basis. Die Vaterstettener Bauamtsleiterin Brigitte Littke sollte Niedergesäß' Erbe antreten - womit einige andere in der Partei, die dies ebenfalls wollten, nicht einverstanden waren - genau wie viele Wähler, die dann lieber für Reitsberger stimmten.

Viele wollen mitentscheiden - und traten deshalb in die CSU ein

Wie die Vorwahl ausgeht, gilt als völlig offen - nicht zuletzt wegen zahlreicher Neueintritte in die CSU. Zwischen Bekanntgabe der Doppelnominierung und dem Stichtag am 18. Mai - wer am Wahltag zwei Monate und länger Mitglied im Ortsverband ist, darf mitstimmen - traten mehr als 80 Personen neu der CSU Vaterstetten-Parsdorf bei, was einer Steigerung um gut 20 Prozent entspricht. Wem die Neumitglieder ihre Stimme geben, ist natürlich Wahlgeheimnis - allerdings scheint es, als ob beide Kandidaten in etwa gleich viele potenzielle Unterstützer angezogen haben.

Ob die Wahl am Donnerstag indes wirklich einen der Kandidaten komplett aus dem Rennen wirft, hängt von deren Ausgang ab. Denn lediglich Spitzauer hat bisher für sich ausgeschlossen, bei einem negativen Mitgliedervotum für eine andere Partei zu kandidieren. Winkler hat sich dazu nicht so klar geäußert. Zwar hat er stets seine Überparteilichkeit betont - allerdings wäre diese auch ohne die CSU zu haben: Mittlerweile haben nämlich die Grünen und die SPD beschlossen, ihn als Kandidaten zu unterstützen.

So könnten am Ende der Woche also drei Bewerber um das höchste Amt der Großgemeinde stehen - und eventuell ein weiterer folgen. Denn die FDP hat sich bislang in der Frage, wer nächster Vaterstettener Bürgermeister werden soll, noch zurückgehalten - dafür hat man einige ihrer Vorstandsmitglieder in letzter Zeit des öfteren auf den Zuschauerplätzen im Gemeinderat sitzen sehen.

Am Montag, 15. Juli, nominieren die Freien Wähler ihren Bürgermeisterkandidaten. Die Veranstaltung beginnt um 19.30 Uhr in der Landlust am Reitsberger Hof. Auch bei der CSU ist Publikum willkommen, wenn der Ortsverband am Donnerstag, 18. Juli, im Saal des Altenheims in der Fasanenstraße ihren Kandidaten kürt. Beginn ist um 19 Uhr.

© SZ vom 15.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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