Kommunalwahl in Poing:Zwei mit Erfahrung

In der Wachstumsgemeinde ziehen Thomas Stark für die CSU und Reinhard Tonollo für die SPD in die Stichwahl

Von Johanna Feckl, Poing

Dass die Frage, wer auf die 20-jährige Albert-Hingerl-Ära (SPD) als neuer Poinger Bürgermeister folgt, in einer Stichwahl entschieden wird, war für die Wenigsten eine Überraschung. Offen war für viele in der Gemeinde nur, wie die Namen der beiden Kandidaten lauten werden. Um kurz vor 20 Uhr wurde am Wahlsonntag vor eineinhalb Wochen dann aber zumindest diese Frage schon einmal geklärt: Thomas Stark als parteiloser Kandidat der CSU mit 35,1 Prozent und Reinhard Tonollo für die SPD mit 33,1 Prozent zogen in die Stichwahl - ein knappes Ergebnis. Ob es am kommenden Sonntag ähnlich knapp ausgeht, wird sich zeigen - hinter dem CSU-Kandidaten haben sich immerhin die Ortsverbände der Grünen, der FWG und der FDP versammelt und empfehlen Stark als neuen Rathauschef. Noch-Bürgermeister und Parteikollege Hingerl spricht sich für Tonollo als seinen Nachfolger aus.

Kommunalwahl in Poing: Der erste Teil des Poinger Bürgerhauses wurde 2010 eröffnet. Doch wann wird das Projekt fortgeführt?

Der erste Teil des Poinger Bürgerhauses wurde 2010 eröffnet. Doch wann wird das Projekt fortgeführt?

(Foto: Christian Endt)

Erfahren sind sie beide, wenn es um die Gestaltung von Poing geht. Der eine aus vereinstechnischer und aktiver politischer Perspektive, der andere aus Verwaltungssicht mit jahrzehntelanger Praxis: Tonollo ist neben seinem Beruf als technischer Beamter, seinen Tätigkeiten in Vereinsvorständen und Gründungsmitglied der Bürgerinitiative für ein Poinger Gymnasium seit 2017 auch SPD-Gemeinderat und auch in den neuen Gemeinderat wählten ihn die Poinger. Stark arbeitet seit gut 30 Jahren bei der Gemeinde, erst im Bauamt, das er fast zehn Jahre leitete, dann als Referent des Bürgermeisters und Leiter des Bürgermeisteramtes, seit 2016 als Geschäftsleiter der Gemeinde.

CSU Poing Bgm Kandidat Thomas Stark; Stark Thomas Poing

Als Parteiloser tritt Thomas Stark für die CSU an.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Was die Themen der beiden Kandidaten anbelangt, so liegen sie in einigen Punkten recht nah beieinander: Das Mobilitätskonzept innerorts und in der Region voranzubringen und damit auch den Umwelt- und Klimaschutz sowie bezahlbaren Wohnraum zu schaffen steht bei beiden weit oben auf der Agenda. In einigen anderen Punkten hingegen lassen sich klare Unterschiede erkennen.

So betonte der 54-jährige Tonollo, der unter anderem erster Vorsitzender der Poinger Musikkapelle und des Vereinskartells sowie zweiter Vorsitzender der Kulturtage, vor einigen Wochen im Gespräch mit der SZ: In Sachen Vereinskultur sei Poing recht sportlastig, "jetzt ist mal die Kultur dran". Er bezog sich auf den Wunsch von ihm und seiner Partei, den zweiten und dritten Bauabschnitt des Bürgerhauses zu realisieren, um damit geeignete Räume für die Vereine am Ort zu schaffen. Das alles freilich unter der Bedingung, dass die Gemeindefinanzen die Pläne zulassen.

Poing, Reinhard Tonollo, SPD Bgm Kandidat

Reinhard Tonollo geht mit der SPD ins Rennen um das Bürgermeisteramt.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Stark hingegen, der als Parteiloser "für alle ein Ansprechpartner sein will", machte damals klar: "Reine Prestigeobjekte, für die Millionen neuer Schulden notwendig wären, wird es mit mir nicht geben." Ohne Zweifel sei der Weiterbau am Bürgerhaus wünschenswert. Mit Verweis auf die angespannte Haushaltssituation der Gemeinde machte er jedoch klar, dass diese Verwirklichung "nicht möglich" sei.

Seitdem hat sich aber etwas geändert: Im Februar erhielt die Gemeinde eine einmalige Nachzahlung bei der Gewerbesteuer in Höhe eines zweistelligen Millionenbetrages, laut Bürgermeister Hingerl ist die Gemeinde damit "aktuell schuldenfrei".

Für Stark macht das letztlich keinen Unterschied. Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise würden es notwendig machen, "alles komplett neu zu bewerten", sagte er der SZ. "Das wird alles Auswirkungen auf das Handeln der Gemeinde haben." So etwa werde der Verdienstausfall bei Betrieben negative Folgen für die Einnahmen aus der Gewerbesteuer haben. Wenn die Zeit so weit ist, gelte es, einen Kassensturz zu machen und alles weitere dann gemeinsam neu zu bewerten. Freilich sei es nicht schlecht, durch die kürzlich erfolgte Nachzahlung um "ein gewisses finanzielles Polster" zu wissen. Aber unter den gegebenen Umständen sehe er das Bürgerhaus in "ganz ganz weiter Ferne".

Tonollos Einschätzung fällt ein wenig anders aus: Die verbliebene Summe aus der Gewerbesteuernachzahlung sei für Projekte da, die in nächster Zeit anstehen könnten, sagte er auf Nachfrage, wie etwa das Schwimmbad, die Erweiterung des Sportplatzes oder eben das Bürgerhaus - die Prioritäten ließ er offen. Angesichts der aktuellen Pandemie habe für ihn die Sicherstellung der Versorgung der Poinger oberste Priorität. Klar habe die Situation aber schon jetzt auch Auswirkungen auf das Gewerbe. Um den Gewerbetreibenden finanziellen Druck zu nehmen, könne die Gemeinde etwa auf die Vermieter zugehen und sie um ein Zeichen der Solidarität bitten. Und auch die Vereine hätten durch die Absage von Veranstaltungen Einbußen in ihren Kassen, "da müssen wir uns überlegen, wie wir sie finanziell unterstützen können".

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