Kommunalwahl in Pliening:Verkehr, Senioren und Transparenz

Die beiden Herausforderer des Plieninger CSU-Bürgermeisters Roland Frick glauben, manches besser machen zu können. Eva Strauss von SPD/Parteifreien hofft auf eine Stichwahl, Markus Uffinger von der Initiative für Pliening bewirbt sich zum ersten Mal

Von Alexandra Leuthner, Pliening

Drei Kandidaten bewerben sich in der knapp 6000-Einwohner-Gemeinde um den Bürgermeisterstuhl. Nachdem die CSU frühzeitig Amtsinhaber Roland Frick nominiert hatte, zogen die Initiative für Pliening und SPD/Parteifreie nach. Das Neue Forum, das vor sechs Jahren mit Günther Schepanski ins Rennen gegangen war, hat diesmal keinen eigenen Kandidaten aufgestellt. Auch die Grünen, die im Frühjahr des Vorjahres erstmals einen Ortsverband gegründet haben, haben - diesmal noch - keinen Bewerber fürs Rathaus benannt. Entgegen früherer Aussagen des noch amtierenden Gemeinderats Max Huber will auch die Wählergruppe Gelting wieder in den Gemeinderat und hat eine eigene Liste aufgestellt.

Roland Frick (CSU)

Seit sechs Jahren ist Roland Frick Chef im Rathaus, vorher war er zwölf Jahre Stellvertreter seines Parteifreunds Georg Rittler. Inzwischen ist er knapp 66, will aber noch einmal zur Wiederwahl antreten. "Ich bin geistig und körperlich fit, um die Ämter ausführen zu können", lässt er die Plieninger in einem sechsseitigen Din-A 4-Flyer wissen, der auch die CSU-Gemeinderatskandidaten, die Erfolge der Gemeindepolitik der vergangenen sechs Jahre sowie Vorhaben für die nächsten sechs auflistet - so Frick denn wieder die Mehrheit bekommt. Sicher aber ist es nicht nur die Fitness, die ihn antreibt, sondern das Gefühl, noch einiges zu Ende bringen zu wollen, was in den vergangenen sechs Jahren begonnen wurde, etwa den Bau der neuen Plieninger Feuerwehr, die Planungen für eine Seniorenbetreuung, eine Verbesserung der Verkehrssituation. "Ich wäre froh, wenn wir in manchen Bereichen schon weiter wären", erklärt er.

Plieninger Bär

Der Plieninger Wappenbär auf dem Brunnen vor dem Rathaus: Für das Chefbüro darin gibt es diesmal drei Bewerber. Das gute Miteinander der Bewohner der verschiedenen Ortsteile liegt allen am Herzen.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Ein Verkehrskonzept für den Münchner Südosten gehört zu den ehrgeizigsten Zielen Fricks, eine gemeinsame Initiative hat er mit den Bürgermeistern von Kirchheim und Poing angestoßen. Mit Poing allerdings liegt Pliening gerade wegen des in der stark wachsenden Nachbargemeinde produzierten Verkehrs im Clinch. 4000 statt 2000 Neu-Poinger sollen nach aktuellen Planungen direkt am Ortsrand des Plieninger Ortsteils Ottersberg einziehen. Wie und ob das die Gemeinde noch stärker beeinträchtigen wird, soll ein gemeinsames Gutachten klären, das die beiden Bürgermeister demnächst beschließen lassen wollen. Fragt man Frick, warum er nach langen Berufsjahren - bis 2014 war er Kriminalbeamter und stellvertretender Leiter der Kriminalpolizeidirektion Erding - weitermachen will, sagt er schlicht: "Ich mache es gern."

Markus Uffinger,
Pliening

Im Gemeinderat ist Markus Uffinger seit 2008 vertreten, jetzt will er Chef im Rathaus werden.

(Foto: Privat)

Frick ist in Franken geboren, lebt aber seit 1987 in Pliening, auch sein Sohn und seine Tochter sind mit ihren Familien hier zu Hause, im Mai soll sein zweites Enkelkind auf die Welt kommen. "Pliening ist mir wichtig", sagt er, "ich würde niemals auswandern."

Eva Strauss, SPD/Parteifreie

"Wenn ich Bürgermeisterin bin, will ich die Demokratie stärken", verspricht die parteifreie Kandidatin, die seit zwölf Jahren für die gemeinsame Fraktion im Gemeinderat sitzt. "Ich denke, dass die Politikverdrossenheit ganz stark damit zusammenhängt, dass ich alle sechs Jahre mein Kreuzchen machen kann und dann werde ich nicht mehr gefragt." Mehr Transparenz in der Rathauspolitik hatte sich Strauss schon auf die Fahnen geschrieben, als sie vor sechs Jahren erstmals angetreten war, um in Pliening Bürgermeisterin zu werden. Roland Frick als Rathauschef habe schon einiges bewegt, sagt sie heute - so hatte er etwa die Gestaltung des Landshamer Dorfplatzes in mehreren Informationsveranstaltungen den Bürgern zur Diskussion vorgelegt. "Aber ich höre immer noch Stimmen von Leuten, die nicht zufrieden aus dem Rathaus gehen", sagt Strauss. Als Beispiel nennt sie die Neupflanzung von Bäumen zuletzt in der Ulrich-Nansheimer-Straße, die trotz Ortstermin beschlossen wurde, ohne die Anwohner mitzunehmen. Man müsse den Bürgern manche Dinge einfach besser erklären, dann könnten sie diese auch nachvollziehen, betont sie.

Kommunalwahl in Pliening: Eva Strauss sitzt seit zwölf Jahren im Gemeinderat und tritt zum zweiten Mal als Bürgermeisterkandidatin an.

Eva Strauss sitzt seit zwölf Jahren im Gemeinderat und tritt zum zweiten Mal als Bürgermeisterkandidatin an.

(Foto: Christian Endt)

Der Betreuungsassistentin, die seit zehn Jahren bei der Arbeiterwohlfahrt Markt Schwaben arbeitet und sich auf der Pflegestation um die seelische Betreuung von Senioren kümmert, liegt das "soziale Miteinander" besonders am Herzen. Auf Pliening bezogen ist es für sie das Miteinander zwischen den Ortsteilen und das Zusammenwachsen der aus 56 Nationen stammenden Mitbürger, das sie fördern möchte. "Wir haben einen Ehrenamtstag, warum sollen wir nicht auch einmal einen Nationentag abhalten?"

Roland Frick Bgm Pliening

Roland Frick ist seit 2014 im Amt und würde gern einige Projekte weiter vorantreiben.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Zur Politik gebracht hat die Mutter einer erwachsenen Tochter das Buch "Der ökologische Jesus" von Franz Alt. Ökologische Themen nennt sie ganz oben auf ihrer Prioritätenliste, entsprechend freue sie sich auf die Zusammenarbeit mit den Grünen, deren Einzug in den Gemeinderat wohl kaum jemand in Frage stellt. Die vielen weiblichen Kandidaten auf der Grünen-Liste werden den Gemeinderat verändern, hofft die 56-Jährige. Vor sechs Jahren war sie auf knapp 30 Prozent gekommen, diesmal, sagt sie, wolle sie Frick in eine Stichwahl zwingen.

Markus Uffinger (Initiative für Pliening)

Auch der Kandidat der Initiative für Pliening, die bis vor kurzem Alternative für Pliening hieß, sich wegen der Namensähnlichkeit zur AfD aber umbenannt hat, nennt einen verbesserten Dialog mit den Bürgern an oberster Stelle seiner politischen Ziele. "Es sind eher kleine Dinge, die ich anders machen würde", erklärt der 52-jährige Vater eines erwachsenen Sohns, "ob ich's besser mache, kann ich nicht sagen." Uffinger ist in Pliening gut vernetzt, Mitglied in zahlreichen Vereinen, wie Stockschützen, Maibaumverein, Heimatverein und nach dem vor zwei Jahren verstorbenen Gründungsmitglied der Gruppierung Stefan Seizl der Zweite aus den Reihen der Initiative, der sich um das Bürgermeisteramt bewirbt. Im Gemeinderat, in dem Uffinger seit 2008 sitzt, hat er sich zuletzt für eine offene Diskussion über die Seniorenbetreuung in Pliening stark gemacht. In diesem Frühjahr, spätestens nach der Wahl des neuen Gemeinderats, soll über die ersten Architektenentwürfe entschieden werden. "Für mich ist ein Pflegeheim mit Tagespflege sinnvoll", erklärte Uffinger, "weil gerade im dörflichen Bereich viele zu Hause bleiben wollen, so lange es geht, danach aber brauchen sie wirkliche betreuende Pflege." Bei diesem wie bei allen anderen Themen wirbt er für parteiübergreifenden Konsens. Als staatlich geprüfter Techniker im Versorgungswesen habe er einen fachlichen Blick auf Neuerungen im Energiebereich, Einsparmöglichkeiten und regenerative Energien, als Prokurist eines ausländischen Unternehmens bringe er Führungserfahrung mit, sagt er. Herzensthema ist ihm das soziale Engagement seines FC Bayern-Fanclubs "Rot für die Welt", dessen Vorsitzender er ist. "Das würde ich auch als Bürgermeister weiter machen wollen."

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