Kommunalwahl in Moosach:Naturnähe, Vereinskultur und Frauenpower

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Drei Kandidaten mit ganz unterschiedlichen Spezialbereichen bewerben sich in Moosach um die Nachfolge des scheidenden Bürgermeisters Eugen Gillhuber. Andrea Hinterwaldner tritt gegen zwei männliche Konkurrenten an

Von Franziska Langhammer, Moosach

Der desaströse Prolog der Kommunalwahl vor sechs Jahren steckt den Moosachern noch so sehr in den Knochen, dass sich derzeit kaum jemand traut, die nächsten Wochen überhaupt als "Wahlkampf" zu bezeichnen. Fair solle es diesmal zugehen, das betonen alle Seiten. Einschneidend für alle Beteiligten waren die Spionagevorwürfe damals, die Bürgermeister Eugen Gillhuber (CSU) seinem Herausforderer und seiner damaligen Gemeindesekretärin machte, und für die er sich erst nach seiner Wiederwahl nur halbherzig entschuldigte. Wochen, Monate dauerte es, bis der Gemeinderat schließlich wieder eine gemeinsame Vertrauensbasis fand; vergeben sind die persönlichen Angriffe vielleicht, aber vergessen noch lange nicht. Gillhuber tritt nicht mehr an, doch er hinterlässt seinen Nachfolgern vermintes Gebiet. Und so steht der Wahlkampf in Moosach unter dem Vorzeichen, ein vorsichtiger zu werden, einer der leisen Töne.

Michael Eisenschmid (CSU und Liste Moosacher Bürger)

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(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Norbert Probul, ...

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(Foto: Peter Hinz-Rosin)

... Andrea Hinterwaldner und...

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(Foto: Peter Hinz-Rosin)

... Michael Eisenschmid bewerben sich um die Nachfolge von Eugen Gillhuber, der sich gegen eine weitere Kandidatur entschieden hat.

Sein Vater war schon Bürgermeister von Moosach, nun will auch er es werden. Mit 19 trat Michael Eisenschmid in die CSU ein. "Wenn man sich engagiert und einbringt, kann man was bewegen", sagt er. "Dafür muss man Verantwortung übernehmen." Seit 2008 ist der 39-Jährige Fraktionssprecher der CSU im Moosacher Gemeinderat und Ortsvorsitzender der CSU. Daneben kann man Eisenschmid in zahlreichen Vereinen in Moosach antreffen, etwa bei der Freiwilligen Feuerwehr, dem Maibaumverein oder dem TSV, für den er als Kassenprüfer schaltet und waltet. Finanzen sind nicht nur sein Steckenpferd, sondern auch sein Beruf: Eisenschmid ist gelernter Bankkaufmann, wechselte vor elf Jahren in die Versicherungsbranche und betreibt nun eine Agentur in Zorneding. An der politischen Arbeit macht ihm auch Spaß, immer wieder neue Fördermöglichkeiten aufzutun, sagt er. "Ich setze mir gern stramme Ziele", sagt er über seine Arbeitsweise. Moosach, der Ort, in dem er auch aufgewachsen ist, bezeichnet Eisenschmid als einen charmanten Ort, der nicht zuletzt wegen seiner Naherholungsgebiete lebens- und liebenswert ist. "In Moosach gibt es kompetente Leute in vielen Bereichen", sagt er. Eisenschmid hat zwei Töchter; musikalisch geht es bei ihm Richtung Schlager.

Andrea Hinterwaldner (Frauen für Moosach)

(Foto: SZ)

Stark gemacht für die Dorfgemeinschaft hat sich Andrea Hinterwaldner schon, seit sie vor 25 Jahren von Rosenheim nach Moosach gezogen ist. "Irgendwann ist man aber immer an Grenzen gestoßen", sagt die 49-Jährige. Um politisch mitreden zu können, war sie 2001 an der Gründung des Vereins "Frauen für Moosach" beteiligt; zu einer Zeit, als noch keine einzige Frau im Moosacher Gemeinderat saß. "Bei unserer Gründung sind wir noch belächelt worden", erzählt sie, "uns wurde vermittelt: Ihr müsst euch den Respekt noch erarbeiten." Heute sind ein Drittel der Gemeinderatsmitglieder weiblich; ein Verdienst, das sich auch Hinterwaldner auf die Fahnen schreibt. "Wir waren Vorbilder", sagt sie. Seit 2008 ist sie selbst Gemeinderätin. Andrea Hinterwaldner ist ausgebildete Buchhändlerin und engagierte sich unter anderem im TSV Moosach als Jugendleiterin, als Elternbeirätin in Kindergarten und Grundschule, in der Organisation der Mittagsbetreuung und beim Helferkreis Moosach. "Mit dem Bürgermeisterwechsel in Moosach ist es jetzt wichtig, ein Zeichen zu setzen", sagt Hinterwaldner. Sie hat zwei Kinder und sagt: "Was immer geht, sind Jazz und Klassik, Pink und Annett Louisan."

Norbert Probul (UWG und AMB)

Seit zwölf Jahren sitzt Norbert Probul im Moosacher Gemeinderat. Für Politik interessiert er sich schon von Haus aus - auch sein Vater Dietrich Probul saß lange Jahre für die Alternative Moosacher Bürgergemeinschaft (AMB) in der Gemeindevertretung. Doch gab es mehrere Schlüsselerlebnisse, die für den 52-Jährigen Anlass waren, politisch aktiv zu werden. Das Moosacher Hochwasser vor 18 Jahren etwa, oder die Typologisierungs-Aktion zur Knochenmarkspende für den kleinen Lukas vor einigen Jahren; diese Ereignisse hätten ihm gezeigt, was die Dorfgemeinschaft leisten kann. "Wenn's darauf ankommt, stehen in Moosach alle zusammen", sagt Probul. Der gelernte Landschaftsgärtner war aus Überzeugung noch nie Mitglied einer Partei. "Ich will mich nicht zu sehr eingrenzen lassen", kommentiert er das. Seit 25 Jahren arbeitet er in der Naturschutzbehörde des Landratsamts Ebersberg, ist auch Personalratsvorsitzender. Außerdem macht er umweltpädagogische Arbeit und ist nebenbei noch selbständig als Landschaftsgärtner tätig. Moosach hat er nie verlassen; seine Heimat bedeutet für ihn gleichzeitig auch tiefes Naturerleben. "Schon als Kleinkinder waren wir mit meinen Großeltern immer draußen", so Probul, "wir sind praktisch in der Natur aufgewachsen." Der Vater von sechs Kindern hört gern klassische Musik und die Beatles.

© SZ vom 14.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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