Kommunalwahl in Ebersberg:Hundert Prozent sicher

Trotz des Streitthemas Umgehungsstraße tritt in Forstinning niemand gegen Bürgermeister Rupert Ostermair an. Warum eigentlich?

Von Korbinian Eisenberger, Forstinning

Zuletzt gab es das bei der Wahl 2002. Nun ist Forstinning erneut eine der wenigen Gemeinden im Landkreis Ebersberg, in der sich der amtierende Bürgermeister seiner Wiederwahl sicher sein kann. Vor den Kommunalwahlen an diesem Sonntag hat sich kein Widersacher für Amtsinhaber Rupert Ostermair von der CSU gefunden. Somit ist zu hundert Prozent sicher, dass der 41-Jährige nach 2014 von Mai 2020 an in seine zweite Amtsperiode gehen wird. In seiner Wahlbroschüre schreibt er: "Es ist mir eine Herzensangelegenheit, meine ganze Kraft und Erfahrung auch die nächsten sechs Jahre in Forstinning einzusetzen."

Derzeit sitzen im Forstinninger Gemeinderat neben der CSU zwei weitere Fraktionen, die Überparteiliche Wählergruppe ÜWG und die SPD. Für die Sozialdemokraten war zuletzt zweimal in Folge Christine Reichl-Gumz als Bürgermeisterkandidatin angetreten, 2008 unterlag sie dem jahrzentelangen Amtsinhaber Arnoldt Schmidt (CSU), 2014 gegen Ostermair, der damals zwar ein politischer Neuling war, aber in zehn Jahren als Geschäftsleiter der Gemeinde einschlägiges Vorwissen mitbrachte, was Forstinnings Wähler offenbar überzeugte. Auch dieses Jahr kandidiert Reichl-Gumz, allerdings nur noch für den Gemeinderat, aus privaten Gründen nicht mehr fürs Bürgermeisteramt.

Kommunalwahl in Ebersberg: Am Thema Verkehr führt in Forstinning kein Weg vorbei. Seit Jahren rollt tagtäglich eine Blechlawine durch die Ortsteile Schwaberwegen und Moos in Richtung Autobahn. Eine Ortsumfahrung soll Abhilfe schaffen, diese will Bürgermeister Rupert Ostermair in seiner nächsten Amtszeit umsetzen.

Am Thema Verkehr führt in Forstinning kein Weg vorbei. Seit Jahren rollt tagtäglich eine Blechlawine durch die Ortsteile Schwaberwegen und Moos in Richtung Autobahn. Eine Ortsumfahrung soll Abhilfe schaffen, diese will Bürgermeister Rupert Ostermair in seiner nächsten Amtszeit umsetzen.

(Foto: Christian Endt)

Bei der ÜWG sieht man keinen Bedarf, dem Bürgermeister Posten und Standpunkte streitig zu machen. Etwas anders verhält es sich bei den neuen erst kürzlich gegründeten Forstinninger Grünen. Der Ortsverband geht mit einer Liste von 16 Kandidaten ins Rennen, von denen zu erwarten ist, dass einige Bürgermeister Ostermair durchaus Kontra geben dürften. Zum Beispiel beim Streitthema Nummer eins im Ort: die geplante Umgehungsstraße, welche gut tausend Meter durch den Ebersberger Forst geschlagen werden soll.

Ostermair ist ein klarer Verfechter dieser Trasse. Aus gewöhnlich gut informierten Kreisen ist zu erfahren, dass die Zusammensetzung der Grünen-Liste überwiegend aus Personen besteht, die gegen dieses Bauprojekt sind. Sechs der 16 Kandidaten traten bereits in der Bürgerinitiative in Erscheinung, die gegen das Bauprojekt wirbt, unter ihnen größtenteils Grundbesitzer, die am Waldrand unweit der geplanten Schneise für die Straße wohnen. Warum also stellen die Grünen nicht auch einen Gegenkandidaten? Nachfrage bei Richard Paul, der Gründer und Sprecher der Forstinninger Grünen. Der erklärt, dass sich niemand auf der Liste zeitlich in der Lage für eine Kandidatur gesehen habe, aus beruflich wie privaten Gründen.

Kommunalwahl in Ebersberg: Konkurrenzlos: Rupert Ostermair (CSU) kann für den Wahlabend bereits den Sekt kalt stellen.

Konkurrenzlos: Rupert Ostermair (CSU) kann für den Wahlabend bereits den Sekt kalt stellen.

(Foto: Christian Endt)

Und so ist die Wahlkampfbroschüre des Amtsinhabers praktisch wie eine Regierungserklärung zu verstehen. Die umstrittene Straße - derzeit im Planfeststellungsverfahren - lässt er nicht ganz unerwähnt, zumindest lässt sich sein Plädoyer für "bessere Verkehrsanbindungen" so interpretieren. Ostermairs weitere Agenda lautet: "Unterstützung unserer Senioren, bezahlbarer Wohnraum, Bauland für Einheimische, eine moderate Ortsentwicklung, eine Aufwertung des Ortskerns sowie den Erhalt unserer charakteristischen Dorfgemeinschaft." Viele gute Vorsätze, wie sie in jedem anderen bayerischen Ort auch auf der To-do-Liste stehen könnten. Einmal wird er konkret: Die Wasserversorgung und das Stromnetz wolle er "weiterhin dauerhaft in gemeindlicher Hand halten".

Nur eines hat Rupert Ostermair tatsächlich nicht in der Hand. Derzeit ist der zweifache Familienvater mit 41 Jahren der jüngste Bürgermeister im Landkreis Ebersberg. Diesen Nimbus könnte ihm jetzt aber ein Parteikollege abnehmen, der mit 24 Jahre viel jüngere Alexander Gressierer. In der Kreisstadt hat er vier Gegenkandidaten, was die Bürgermeisterwahl für die Ebersberger heuer äußerst spannend macht - angesichts der beiden Jungspunde auch für Wahlbeobachter aus Forstinning.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: