Süddeutsche Zeitung

Kommunalwahl in Ebersberg:Entweder, oder

Vier Rathausmitarbeiter treten am 15. März als Bürgermeisterkandidat an - aber nur einer kandidiert auch für den Stadtrat

Von Thorsten Rienth, Ebersberg

Thomas Stark in Poing, Frank Eichner in Markt Schwaben, Christian Bauer in Grafing (alle CSU) und Uli Proske (SPD) in Ebersberg: Bei den Kommunalwahlen im März treten vier Rathaus-Mitarbeiter aus dem Landkreis Ebersberg als Bürgermeisterkandidaten an. Parallel dazu könnten sie noch auf der jeweiligen Stadt- oder Gemeinderatsliste stehen - müssten sich dann bei einem solchen Mandat allerdings zwischen Politik und Job entscheiden: Wer im Rathaus arbeitet, darf nicht im kommunalen Gremium sitzen. Nur einer von ihnen hat sich trotzdem für diesen Schritt entschieden.

Am leichtesten war die Sache wohl für Frank Eichner, der in Markt Schwaben ins Rennen geht. Er wohnt in Zorneding und darf deshalb am 15. März schon von Gesetzeswegen nicht für den Schwabener Marktgemeinderat antreten. Dafür müsste er in der Gemeinde gemeldet sein, beim Bürgermeisteramt ist es nicht zwingend so. Deshalb kann Eicher auch klar sagen: "Ich bleibe nach der Wahl ganz sicher im Rathaus." Gewinne er die Bürgermeisterwahl, wechsle er ins Bürgermeisterzimmer. Verliere er, bleibe er eben dort, wo er jetzt schon sitzt: im Zimmer des Bauamtsleiters. Sicher ändern werde sich bei einem Wahlsieg allerdings der Wohnort. "Dann ziehe ich nach Markt Schwaben." Ein Bürgermeister müsse vor Ort wohnen, keine Frage.

Bürgermeisterkandidat Thomas Stark wohnt bereits in Poing. Theoretisch könnte dem Rathaus-Geschäftsführer deshalb niemand verwehren, seinen Namen zudem auf die CSU-Liste setzen zu lassen. "Aber als hauptamtlich im Rathaus Beschäftigter dürfte ich das Mandat nicht antreten. Und wenn das so ist, dann brauche ich mich auch nicht aufstellen lassen."

Die Alternative wäre ein Arbeitsplatz außerhalb der Gemeindeverwaltung. "Das will ich aber nicht", sagt Stark. "Ich mag das Poinger Rathaus und die Leute dort viel zu sehr, als dass ich mir nach der Wahl in einer anderen Gemeinde einen Job suche und 'rüber in den Gemeinderat wechsele."

Grafings Stadtkämmerer Christian Bauer ist der einzige der vier Bürgermeisterkandidaten aus einem Rathaus, der zusätzlich auch noch für den Stadtrat kandidiert. "Die Kandidatur ist für meine Zukunft eine wichtige Weichenstellung", sagt Bauer. Gemeint ist die Bürgermeisterwahl. "Ich werde meine Entscheidung aber erst nach der Wahl treffen."

Siegt Bauer bei der Bürgermeisterwahl, wäre ein zusätzlich gewonnenes Stadtratsmandat ohnehin obsolet. Dann rückte der Kämmerer ins Chefzimmer auf - und der nächste von der CSU-Liste nach. Verliert Bauer bei der Bürgermeisterwahl, gewinnt aber ein Stadtratsmandat, steht er vor der Frage: Stadtratsmandat oder neuer Arbeitsplatz? Dass durch den Showdown zwischen Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) und ihrem Kämmerer der Rathaussegen nicht mehr ganz so gerade hängt, ist im Kommunalwahlkampf kaum zu übersehen. Gut möglich, dass sich Bauer die Optionen auch deshalb offen hält.

Der Ebersberger SPD-Bürgermeisterkandidat Uli Proske sieht solches Taktieren kritisch. "Natürlich haben auch wir die Zweigleisigkeit intern kurz angesprochen - aber nach zweieinhalb Minuten waren sich alle einig: Das kann man nicht bringen." Für ihn sei dies eine Frage der Ehrlichkeit gegenüber dem Wähler, gar fast eine Charakterfrage. "Wenn ich vor der Wahl schon weiß, dass ich nach der Wahl vielleicht gar nicht mehr in den Stadtrat möchte, dann stehe ich am besten auch gar nicht erst auf der Liste."

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SZ vom 17.02.2020
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