Kommentar zur Wahl:Von wegen Besenstiel

Die CSU hat ihren Titel als stärkste Kraft im Landkreis Ebersberg zwar verteidigt - allerdings mit einigen Kratzern.

Von Wieland Bögel

Unter Wahlbeobachtern in Bayern kursierte lange der Spruch, auf dem Land könne man einen Besenstiel aufstellen, und der werde gewählt, solange er nur schwarz angestrichen sei. Auch im Landkreis Ebersberg schien dies lange ein Naturgesetz zu sein: Für die CSU gibt es auf den Dörfern nicht nur eine absolute, sondern meist sogar eine Zweidrittelmehrheit, gerne auch etwas mehr. Diesmal allerdings hat sich diese Weisheit nicht so ganz bestätigt, zwar hat die CSU ihren Titel verteidigt - aber mit einigen Kratzern.

Zugefügt hat ihr dies eine Partei, die es nach CSU-Diktion eigentlich gar nicht geben dürfte: Nämlich vom ganz rechten Rand, auf den die Christsozialen eigentlich seit Strauß Alleinvertretungsanspruch erheben. Gerade in ihren Hochburgen hat es die CSU besonders hart erwischt. Teilweise mehr als 15 Prozent Verluste hat sie auf dem Land eingefahren. Wohlgemerkt in Kommunen, in denen es weder soziale Verwerfungen in größerem Ausmaß noch Strukturwandel noch sonstige Unannehmlichkeiten gibt, die sonst immer gerne herangezogen werden, wenn es um Erklärungen für den Aufstieg der Populisten geht.

Stattdessen punkteten diese genau dort, wo die Leute eigentlich satt und zufrieden sein sollten - dass sie vielleicht satt aber dennoch unzufrieden sind, hat sich die CSU zu einem großen Teil selbst zuzuschreiben. Ihr monatelanges Hickhack mit der großen Schwester in Berlin hat genau das Gegenteil erreicht, was man sich eigentlich erhofft hat. Statt die Wähler enger an sich zu binden, hat man sie verunsichert und der AfD in die Arme getrieben. Deren Motto, man halte die Versprechen, welche die CSU mache, fiel logischerweise genau da auf besonders fruchtbaren Boden, wo die CSU-Versprechen allgegenwärtig waren, eben in den christsozialen Stammlanden. Will die CSU diese zurückgewinnen wäre in den kommenden vier Jahren eine verbale Abrüstung mehr als nötig.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: