Die Entscheidung ist überraschend klar ausgefallen. Mehr als zwei Drittel der Anzinger haben sich dafür ausgesprochen, den Weg frei zu machen für ein neues Gewerbegebiet am nördlichen Ortsrand neben dem Friedhof. Der Standort dort ist nicht ideal, das bestreiten nicht einmal die engagiertesten Befürworter. Doch das Grundstück ist verfügbar, im Gegensatz zu etlichen anderen, um die sich die Gemeinde bemüht hat. Durch den Umzug von Lidl auf das Areal bekommen drei örtliche Gewerbebetriebe auf dem Grundstück gegenüber eine Zukunftsperspektive, die sie sonst wohl in Anzing nicht hätten - jedenfalls nicht in absehbarer Zeit. Ihre Abwanderung wäre die Konsequenz gewesen. Das dürfte ausschlaggebend gewesen sein für die Abwägung vieler Bürgerinnen und Bürger. Dass dabei auch mehr Platz für Lidl abfällt, wird als Nebeneffekt akzeptiert.
Bei aller Enttäuschung, die die Gegner des Gewerbegebiets nun empfinden werden, sie dürfen sich durchaus auch Erfolge zuschreiben: Sie haben durch ihre Kritik, die ja überhaupt erst zum Ratsbegehren und zum Bürgerentscheid geführt hat, erreicht, dass an der ursprünglichen Planung einiges verbessert wurde. Lidl wird jetzt weniger klotzig gebaut und von mehr Grün umgeben. Und sie haben eine Diskussion in Gang gebracht über Flächenfraß und Versiegelung, das ist in einem boomenden Landkreis wie Ebersberg immer wieder wichtig.
Ein Gewinn für die Gemeinde war die Abstimmung allemal, durch sie haben die Anzinger bei einem wichtigen Thema klar selbst geäußert, was sie wollen - mit allen Konsequenzen. Mit der Entscheidung vom Sonntagabend muss aber nun auch ein Schlusspunkt gesetzt werden unter eine Debatte, die auf beiden Seiten mehr Fairness vertragen hätte.