Kommentar:Ziele und Wege

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Bei der Podiumsdiskussion in Ebersberg zeigt sich, dass alle Kandidaten ähnliche Ziele verfolgen. Darin, wie sie diese erreichen wollen, unterscheiden sie sich allerdings deutlich

Von Wieland Bögel

Der Weg ist das Ziel." Es ist jetzt auch schon wieder knapp zweieinhalb Jahrtausende her, dass der altchinesische Philosoph Kong Qiu - im Westen als Konfuzius bekannt - diesen Satz formulierte. Also die Ansicht, dass es durchaus nicht unbedeutend ist, auf welche Weise man etwas tut. Dass Meister Kong damit immer noch nicht falsch liegt, hat auch wieder die Podiumsdiskussion zur Bundestagswahl gezeigt.

Vier Bewerberinnen und vier Bewerber um das Direktmandat waren eingeladen, ihre Agenda zu präsentieren. Was zunächst eine sehr große Übereinstimmung ergab: Alle waren der Meinung, dass man die Energiewende beschleunigen muss, dass der öffentliche Nahverkehr insbesondere auf dem Land ausgebaut gehört und niemand negierte, dass es im Wahlkreis wie in der ganzen Region zu wenig bezahlbaren Wohnraum gibt. Konfuzius, der als höchstem Ziel der Harmonie das Wort redete, hätte dies sicher gefallen. Manchen Personen der Gegenwart wohl indes weniger, vielleicht macht sich bei einigen sogar ein bisschen Ratlosigkeit breit, welche Partei man bei so viel Harmonie denn wählen soll.

Da empfiehlt sich der genaue Blick auf das "wie", denn beim Weg, welchen die acht Personen auf dem Podium zu den gemeinsamen Zielen einschlagen wollen, zeigten sich erhebliche Unterschiede. So setzten insbesondere die Vertreter von CSU und FDP auf ein Mindestmaß an staatlichen Eingriffen, sei es beim Klimaschutz, bei den Wohnpreisen oder bei der Verkehrswende. Die Ziele in diesen Bereichen sollten eher durch Anreize oder durch Marktmechanismen erreicht werden. Solche hält man bei Grünen, Linken und SPD, aber auch bei der ÖDP und teilweise sogar der Bayernpartei indes nicht für ausreichend. Aus deren Reihen gab es darüber hinaus Forderungen nach einem stärkeren Einsatz der öffentlichen Hand, etwa für mehr Wohnraum in kommunalem Besitz, einen aus einer Vermögensabgabe gefüllten Steuertopf für den Nahverkehrsausbau und eine schnellere Energiewende, deren Mehrkosten für die Bürger über Steuererleichterungen und Zuschüsse kompensiert werden könne - um nur einige zu nennen.

Was gleich mehrere gute Nachrichten bedeutet. Erstens: Alle haben die Probleme erkannt, zweitens: Es gibt einen echten Wettbewerb der Ideen, wie die Probleme zu lösen sind und drittens - das würde Konfuzius wieder gefallen: Die Lösung dürfte, nach allem was die Umfragen hergeben, in der Mitte liegen.

© SZ vom 07.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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