Kommentar:Zeit für einen Richtungswechsel

Die Gemeinde Zorneding hat mit Grundstücksverkäufen gut verdient, nun sollten endlich auch bedürftige Bürger davon profitieren

Von Carolin Fries

Wer in Zorneding ein Einfamilienhaus im neuen Baugebiet An der Flur kaufen will, muss dafür 1,3 Millionen Euro bezahlen. Die Doppelhaushälften gab es für knapp 900 000 Euro. Kein Grund zur Aufregung, es gibt genug Menschen, die bereit sind, diesen Preis zu bezahlen. Und doch ist es ein Grund zur Empörung. Nicht, weil es mindestens ebenso viele Menschen gibt, die sich Immobilien dieser Preiskategorie nicht leisten können. Sondern weil diese in Zorneding - einer der reichsten Gemeinden des Landkreises - seit Jahren nicht bedient werden. Die Gemeinde ist es gewohnt, Grundstücke für möglichst viel Geld zu verkaufen, um dieses an anderer Stelle wieder zu investieren - anstatt es auf den eigenen Flächen in soziale Wohnraumförderung zu stecken.

Straßen, Schulen, Kitas, Sportanlagen - Kommunen haben viel zu leisten. Oberste Aufgabe einer Gemeinde aber sollte es sein, das gesellschaftliche Miteinander zu fördern. Geringverdiener und Hartz-IV-Empfänger sollten sich nicht ausgeschlossen fühlen, weder im Sportverein, noch auf dem Wohnungsmarkt. Nur so lässt sich der soziale Friede im Ort langfristig sichern. In Zorneding gibt es zwar noch 70 Sozialwohnungen und damit mehr als in anderen Kommunen. Doch die Wartelisten sind lang und wer knapp über der Einkommensgrenze liegt, schaut in die Röhre.

Die Situation ist dem Gemeinderat nicht neu, seit 2015 bastelt man an einem Konzept für eine Verbesserung der Wohnraumsituation. Noch viel länger warten junge Familien und Geringverdiener, dass endlich etwas passiert. Es gab in der Vergangenheit diverse Anträge an den Gemeinderat, die Planungshoheit der Kommune entsprechend zu nutzen - doch nie einen Beschluss. Heuer stehen nun wieder 6,8 Millionen Euro Einnahmen aus Grundstücksverkäufen im Vermögenshaushalt. Bauträgerfirmen werden sich nach diesen Flächen die Finger lecken. Doch allen Beteiligten sollte klar sein: Sozialer Wohnungsbau wird dort nicht entstehen. Den kann es nur geben, wenn der Gemeinderat bald etwas an seiner gewohnten Linie ändert.

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