Kommentar:Zahlen bitte

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Es ist gut, das Demografiekonzept des Landkreises behutsam umzusetzen, so bleibt es eher bezahlbar

Von Wieland Bögel

Es gibt Leute, die gut zahlen, die schlecht zahlen, Leute, die prompt zahlen, die nie zahlen, Leute, die schleppend zahlen, die bar zahlen, abzahlen, draufzahlen, heimzahlen - nur Leute, die gern zahlen, die gibt es nicht." So beschrieb einst Georg Christoph Lichtenberg die Zahlungsmoral seiner Zeitgenossen, und zumindest am letzten Teil seiner Beobachtungen hat sich auch mehr als 200 Jahre nach dem Tod des berühmten Mathematikers nichts geändert. Es ließe sich höchstens noch anfügen: Ganz besonders ungern werden überraschend auftretende Kosten beglichen. Daher ist es sehr zu begrüßen, dass das Demografiekonzept des Landkreises komplett durchgerechnet wurde bevor die Umsetzung beginnt, denn das kann dieser am Ende nur gut tun.

Auf den ersten Blick wirkt es wie ein Sparprogramm, das die Kreisräte nach der Vorstellung der Zahlen nun vorläufig beschlossen haben. Nachdem die Verwaltung eine Rechnung von knapp 20 Millionen Euro präsentiert hatte, wurde im Ausschuss in der Tat einiges zusammengekürzt. Die Projekte werden entzerrt, statt 2020 werden einige nun wohl erst zwei bis drei Jahre später umgesetzt. Manches findet seltener statt, als ursprünglich geplant und vor allem mit deutlich weniger Personal. Entscheidend ist aber, dass es keine grundsätzlichen Zweifel am Demografiekonzept gegeben hat, dass sich der Landkreis auch weiterhin für bessere Angebote für Familien und Senioren, für die Inklusion und für Ehrenamtliche einsetzen will.

Nur eben etwas langsamer als im ursprünglichen Plan. Was angesichts der Komplexität des Vorhabens - aktuell stehen mehr als 60 Einzelprojekte auf der Agenda - auch nachhaltiger ist. Denn nichts wäre schädlicher, als mit Volldampf zu starten und nach ein paar Jahren mit leerem Tank, in dem Fall leeren Kassen, liegen zu bleiben. Dann wäre das Demografiekonzept nicht nur am Ende, es würde wohl auch niemand mehr wagen, ein neues aufzulegen. Darum ist ein ungutes Gefühl bei der im Voraus servierten Rechnung vielleicht die beste Voraussetzung, dass man diese am Ende auch zahlen kann.

© SZ vom 06.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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