Süddeutsche Zeitung

Kommentar:Verankert in der Gesellschaft

Dass die finanziell eher gebeutelte Marktgemeinde Kirchseeon bei den Investitionen in die Feuerwehr nicht in erster Linie auf die Kosten schaut, ist begrüßenswert.

Von Andreas Junkmann

Wie sehr man etwas braucht, merkt man oft erst, wenn es nicht mehr verfügbar ist. Das mag im Fall von vergriffenen Schuhen aus dem Sommerschlussverkauf verschmerzbar sein, wenn es aber um die Arbeit von Rettungskräften geht, kann diese Gemengelage Leben kosten. Dann nämlich, wenn Menschen in Not geraten, Feuerwehren und Sanitäter aber aus irgendwelchen Gründen nicht richtig einsatzfähig sind. Der Landkreis Ebersberg hat dieses Problem vor einigen Jahren erkannt und einen hauseigenen Feuerwehrbedarfsplan entwickelt. Das Ziel: Nicht mehr taugliches Material soll vorausschauend ausgetauscht werden, damit die Rettungskräfte handlungsfähig bleiben.

Auch der Markt Kirchseeon wird in den kommenden Jahren in seine vier Feuerwehren investieren müssen. Die Gerätehäuser sind in die Jahre gekommen und stoßen eins nach dem anderen an ihre Kapazitätsgrenzen. Es ist deshalb richtig, dass sich die Gemeinde frühzeitig auf die Suche nach geeigneten Grundstücken macht - und sich dabei auch den Rat von Experten holt. Die zahlreichen Einsätze, die die freiwilligen Kräfte jede Woche leisten müssen, unterstreichen den akuten Bedarf.

Dass die finanziell eher gebeutelte Marktgemeinde dabei nicht in erster Linie auf die Kosten schaut, ist begrüßenswert. Viel günstiger würde es nämlich kommen, einfach ein großes Gebäude an zentraler Stelle zu errichten und alle vier Wehren - aus Buch, Eglharting, Kirchseeon-Dorf und Kirchseeon - dort zusammenzulegen. Das soll laut Bürgermeister Jan Paeplow aber nicht geschehen. Eigentlich kann dem Markt ohnehin nichts besseres passieren, als mehrere Wehren im kompletten Gemeindegebiet verteilt zu haben - so verkürzen sich nicht zuletzt die Anfahrtswege bei Einsätzen.

Aber auch aus gesellschaftlicher Sicht sollte das föderale Kirchseeoner Feuerwehrsystem unbedingt beibehalten werden. Die Wehren sind über die Jahre in den Gemeindeteilen gewachsen und haben sich dort als ein fester Bestandteil des menschlichen Miteinanders etabliert. Diese enge Bindung sollte nicht aus Kostengründen aufgebrochen werden, denn eine eingeschworene Truppe behält auch in den brenzligsten Situationen die nötige Ruhe.

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Quelle:
SZ vom 12.10.2021
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