Kommentar:Unnötige Verwirrung

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Es tut der Impfkampagne nicht unbedingt gut, wenn der Eindruck entsteht, zufällige Dinge, wie hier der Wohnort, würden darüber entscheiden, wann jemand geimpft wird

Von Wieland Bögel

Ganz grundsätzlich muss man sich über jede verabreichte Impfdosis freuen. Schließlich ist dann schon wieder jemand nicht länger dem Risiko einer Corona-Infektion ausgesetzt und kann auch die Mitmenschen nicht mehr anstecken, die noch nicht geimpft sind. Insofern ist an den "Alles muss raus"-Aktionen in einigen Landkreisen auch grundsätzlich nichts auszusetzen - außer eben das Wort "einige". Denn es tut der Impfkampagne nicht unbedingt gut, wenn der Eindruck entsteht, zufällige Dinge, wie hier der Wohnort, entschieden darüber, wann jemand geimpft wird.

Zur Erinnerung: Bevor es mit dem Impfen losging, wurde eine sehr ausführliche Liste erstellt, wer, wann und warum gegen Corona immunisiert werden soll. Auch wenn es damit immer wieder Probleme gab und gibt - etwa wenn Impfstoff lieber verfallen lassen wird, als ihn in der falschen Reihenfolge zu verabreichen - ist das Prinzip an sich richtig und wichtig. Denn, zumindest solange es noch nicht genügend Serum gibt, muss man genau begründen, warum nun die eine Person eine Impfung bekommt, die andere nicht. Grundsätzlich ließen sich auch für die großen Impfaktionen sicher Begründungen finden, etwa, dass das bei vielen unbeliebte Vakzin von Astra Zeneca eben unter die Leute gebracht werden müsse. Nicht begründen lässt sich indes, warum es in manchen Landkreisen überhaupt so viel von diesem einen Impfstoff gibt, während anderswo "die Kühlschränke leer" sind, wie es aus dem Ebersberger Landratsamt heißt.

Dabei spielt es keine Rolle, ob die leeren Kühlschränke einerseits und die Impfmarathons anderswo in einem ursächlichen Zusammenhang stehen. Es wird in jedem Fall bei vielen ein Gefühl von Ungerechtigkeit erzeugen. Nicht zuletzt, weil mit dem Impffortschritt ja auch ein Versprechen oder zumindest eine Erwartung verbunden ist: Je mehr Leute immun sind, desto geringer werden die Infektionszahlen ausfallen und damit auch die Einschränkungen des öffentlichen und privaten Lebens. Deren Verhängung ja eben danach entschieden wird, wie die Zahlen vor Ort sind - und da macht es sich dann eben schon bemerkbar, was sich in den Kühlschränken der Gesundheitsämter und Impfzentren findet, und zwar ganz grundsätzlich.

© SZ vom 22.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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