Kommentar:Trostpreis für Fahrgäste

Dass Ehrenamtliche versuchen, die Einschränkungen für Senioren beim Busverkehr in Vaterstetten wettzumachen, ist anerkennenswert. Eine echte Lösung ist es aber nicht

Von Wieland Bögel

Zuerst hat man schon kein Glück, und dann kommt auch noch Pech dazu", dieser Ausspruch des Fußballers Jürgen Wegmann wird sehr gerne zitiert, wenn mal wieder nichts funktioniert. Und er passt ziemlich gut auf die Probleme, die es in Vaterstetten derzeit mit den Busverbindungen gibt: Zuerst agierte die Gemeinde höchst unglücklich, was fast zum Ende der Linie 452 geführt hätte. Und dann kam das Pech - und zwar für die Fahrgäste, die mit der Fahrplanumstellung Anfang Dezember einige Einschränkungen in Kauf nehmen müssen. Dass sich nun Vereine und Ehrenamtliche wie die Autoteiler und der Seniorenbeirat bemühen, diese Einschränkungen etwas abzumildern, ist sehr ehrenwert - der Beginn einer Glückssträhne wird, um im Bild zu bleiben, daraus indes eher nicht, es ist höchstens ein Trostpreis.

Grundsätzlich, das muss man der Ehrlichkeit halber zugeben, steht es in der Großgemeinde nicht schlecht um den öffentlichen Nahverkehr. Es gibt zwei S-Bahnstationen und mehrere Buslinien, die auch die Ortschaften anfahren. Insofern ist der Verlust und die Verlegung einiger weniger Haltestellen eigentlich keine große Sache - außer für diejenige, die eben diese von der Einsparung betroffenen Busstationen immer genutzt haben. Für die meisten Fahrgäste ist der neue Fahrplan eher ein Ärgernis, etwa wenn man länger auf den Bus warten oder weiter laufen muss. Doch für einige ist es mehr als ärgerlich. Wer nicht mehr so gut zu Fuß ist, kann eben nicht einfach schimpfen und halt 200 Meter weiter laufen oder aufs Fahrrad umsteigen. Um so ärgerlicher ist es, dass unter den gestrichenen Haltestellen ausgerechnet jene vor dem Altenheim ist.

Für die Betroffenen ist es daher eine gute Nachricht, dass sich Autoteiler und Seniorenbeirat überlegen, wie man Abhilfe kann. Die Idee, einen Fahrdienst einzurichten, ist auf jeden Fall keine schlechte - ein vollwertiger Ersatz für die Buslinie kann dieser Service aber nicht sein, das betonen sowohl der Verein wie die Senioren. Für die Gemeinde gibt es daher nun zweierlei zu tun: die Gründung eines Fahrdienstes so gut wie möglich zu unterstützen, etwa den ehrenamtlichen Fahrern bei Haftungs- und Versicherungsfragen zu helfen. Damit könnte der Fahrdienst schneller seine Arbeit aufnehmen und kurzfristig zumindest etwas Abhilfe geschaffen werden. Das langfristige Ziel sollte aber sein, dass der Bus wieder irgendwann wie gewohnt fahren kann - mit etwas Bemühen und etwas Glück klappt das ja vielleicht schon bei der nächsten Fahrplanumstellung.

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