Kommentar:Starke Allianz vonnöten

Dass kein Kind verloren gehen soll, ist ein hehres Ziel. Doch dafür braucht es mehr als nur ein paar Laptops. Nötig ist eine breite, starke und entschlossene Allianz, um die Bildungslücken zu schließen

Von Anja Blum

Von einem "Masterplan Kind", den es brauche, war nun die Rede im Bildungsausschuss des Landkreises, und das ist sicher keine Untertreibung. Denn die Pandemie stellt Familien vor immense Herausforderungen. Selbst wenn es am Willen nicht mangelt, braucht es darüber hinaus jede Menge Geld und Zeit sowie allerhand kognitive Fähigkeiten, um dem Nachwuchs im Homeschooling angemessen beiseite stehen zu können. Diese Voraussetzungen aber sind beileibe nicht in jedem Elternhaus gegeben. Deswegen steht zu befürchten, dass viele Kinder und Jugendliche nach einem Jahr Corona bereits aus der Spur geraten sind. Dass es zahlreiche Abgehängte gibt, denen der Distanzunterricht ihre Chance auf die bestmögliche Bildung ordentlich verhagelt hat.

Das ist ungerecht - und insofern tun die Kreispolitiker, allen voran die SPD, sehr gut daran, hier Abhilfe schaffen zu wollen. Indes: Ein paar Laptops werden das Problem nicht lösen. Denn den betroffenen Kindern und Jugendlichen mangelt es an sehr viel mehr. An Lehrern, die sie im direkten Austausch fordern und fördern. An einem geregelten Tagesablauf. An Mitschülern, mit denen sie sich messen können. An sozialen Kontakten generell. Am Sport im Verein. An anregenden Freizeitaktivitäten. An Aufmerksamkeit. An Freiheit.

Hinzu kommt, dass es extrem schwierig ist, die betroffenen Familien überhaupt zu erreichen - das ist auch im Ebersberger Landratsamt bekannt. Der Einfluss auf das häusliche Umfeld sei als sehr begrenzt einzuschätzen. Umso mehr wird es entscheidend sein, dass der Kreis als Sachaufwandsträger enger als je zuvor mit den Schulen zusammenarbeitet. Denn dort werden, sobald wieder eine längere Phase Präsenzunterricht möglich ist, all die Lücken und Probleme sichtbar werden. Dass kein Kind verloren gehen soll, ist ein hehres Ziel Doch dafür braucht es eine breite, starke und entschlossene Allianz, zu der freilich auch der Bildungsausschuss gehören muss. Ob es ausreicht, sich erst im Herbst erneut informieren zu lassen und dann möglicherweise Maßnahmen zu ergreifen, darf bezweifelt werden.

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