Kommentar:Sachkunde ausgeladen

Eine Mitarbeit des ADFC im Ebersberger Arbeitskreis Verkehr hätte dem Gremium auf der Suche nach nachhaltigen Lösungen helfen können

Von Max Nahrhaft

Ebersberg hat ein Problem mit seinem Verkehr. Große Lastwagen zwängen sich durch die enge Innenstadt, zu Stoßzeiten scheint die Schlange an Autos unendlich zu sein. Das Ergebnis: Es ist laut und schmutzig. Ein Arbeitskreis soll nun lösen, was in den vergangenen Jahren niemand schaffte. Das mag der richtige Schritt sein, doch er muss auch angemessen umgesetzt werden. Und das wird er nicht, denn schon die Besetzung des Gremiums ist ungenügend.

Der zuständige Ausschuss im Ebersberger Stadtrat lehnte ab, den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) in den Arbeitskreis aufzunehmen, obwohl dieser darum bat. Man sprach sich mehrheitlich dagegen aus, da der Arbeitskreis dann in seiner Entscheidungsfähigkeit eingeschränkt wäre, hieß es. Die Abwägung zwischen einer möglichst demokratischen und einer sachgerechten Lösung fiel zugunsten zweiterer aus.

Bisher finden sich im Arbeitskreis im Grunde genommen die Vertreter zweier Fronten. Die einen wollen die Staatsstraße raus aus der Stadt, die anderen wollen sie draußen nicht vor ihrer Haustür haben. Das Gremium ist also vor allem eine Arena für die Auseinandersetzung zweier Widersacher, flankiert von den Stadtratsfraktionen und dem Seniorenbeirat. Daran hätte die Öffnung des Kreises etwas ändern können. Denn, ja, man sollte mehr, vor allem mehr fachkundige Teilnehmer einladen. Man sollte ortsfremde Vereine, wie ADFC oder ADAC, nicht scheuen. Ebersberg ist nicht die erste Stadt mit Verkehrsproblemen und wird auch nicht die letzte sein. Sachlicher Beitrag von Einrichtungen, die jahrzehntelange Erfahrung aus ganz Deutschland mitbringen, kann da nicht schaden.

Im Unterschied dazu fehlt vielen, die jetzt vertreten sind, entweder die Fachkunde oder die Erfahrung. Die Bürgerinitiative "St 2080 raus" trägt ihre kompromisslose Agenda schon im Namen. Die Schutzgemeinschaft Ebersberger Osten wurde erst vor zwei Monaten gegründet. Dass Ruheständler, vertreten vom Seniorenbeirat, ein Interesse an Verkehrsthemen haben, bestreitet niemand. Doch hätten dann nicht auch Menschen unter 65 das Recht darauf, gesondert im Arbeitskreis vertreten zu werden? Eine Vertretung für alle ist der Stadtrat.

Niemandem wird man das Engagement Einsatz für das Wohl der Stadt abstreiten, jeder im Gremium wird sich für die aus seiner Sicht beste Lösung einsetzen. Doch der Arbeitskreis verdient eine andere Besetzung - fundierte Debatten ohne Emotionen und mit dem nötigen Abstand sind kaum zu erwarten. Die Besetzung entscheidet letztendlich über den Ausgang eines langen Prozesses, der den Ebersbergern wirklich helfen könnte. Eine nachhaltige Lösung ist so jedoch nicht in Sicht.

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