Kommentar:Poing wird zur Weltstadt

Kommentar: Nicht nur in der Landeshauptstadt werden große Feste, gefeiert. Poing (hier beim Volksfest-Anzapfen) kommt auch schon recht stattlich daher, findet unser Kolumnist.

Nicht nur in der Landeshauptstadt werden große Feste, gefeiert. Poing (hier beim Volksfest-Anzapfen) kommt auch schon recht stattlich daher, findet unser Kolumnist.

(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Poing hat nicht nur eine S-Bahn, die nach München fährt: Es gibt Arbeitsplätze, mehrere Grundschulen, Kitas, einen Wildpark und ein schneidiges Volksfest. Einfach gesagt: Poing ist sexy!

Kommentar von Jan Schwenkenbecher

Mehr als 20 000 Einwohner bis 2030, diese Bevölkerungs-Entwicklung stellte am Donnerstagabend eine Gutachterin im Poinger Gemeinderat in Aussicht. Für die Gemeinde bedeutete das eine Steigerung der Einwohnerzahl um mindestens 25 Prozent. Dass die 20 000er-Marke tatsächlich geknackt wird, scheint nun wahrscheinlich, denn in derselben Sitzung beschloss der Gemeinderat, den über 35 Jahre alten Flächennutzungsplan zu ändern.

Statt für 2000 soll nun neuer Wohnraum für 4000 Menschen nördlich der Bergfeldstraße geschaffen werden. Poing wächst und wächst also. Wie bisher muss man sagen, denn die Gemeinde ist die zuzugsstärkste im gesamten Landkreis Ebersberg, dem wiederum zuzugsstärksten Landkreis in ganz Deutschland. Stellt sich die Frage: Ist es nicht irgendwann mal genug?

Nein. Der Gemeinderat hat alles richtig gemacht. Poing ist sexy, es gibt Arbeitsplätze, es gibt mehrere Grundschulen und Kitas, es gibt einen Wildpark - und ein schneidiges Volksfest. Was aber wohl die meisten Leute anlockt: Es gibt eine S-Bahn, die nach München fährt. Der Zuzug in die Städte wird auch künftig zunehmen, gut angebundene Wohnorte werden immer attraktiver. Und somit auch immer teurer.

Erstens ist nun wichtig, dass die Gemeinden im Umland gegensteuern, indem sie neuen Wohnraum schaffen. Je mehr Angebote es gibt, desto "günstiger" bleiben die Preise. Poing geht mit gutem Beispiel voran: Die Gemeinde "ist eine der wenigen Gemeinden im Landkreis Ebersberg, die in den vergangenen Jahren kontinuierlich Bauland ausgewiesen hat", wie der Deutsche Immobilienverband (IVD) kürzlich in seinem Immobilienbericht zum Münchner Umland schrieb.

Zweitens ist auch wichtig, dass Gemeinden, die bauen, die Belegungsrechte nicht an die Bauträger abgeben. Auch das beschloss der Gemeinderat. Poing entscheidet mit, wer in die neuen Wohnungen einzieht und kann so tatsächlich bezahlbaren Wohnraum schaffen.

Doch der vielleicht wichtigste und wertvollste dritte Punkt ist, dass Poing sich nicht vor dem Zuzug fürchtet, wie es andernorts im Landkreis passiert. Kein einziger Gemeinderat äußerte in der Sitzung Bedenken, Poing könne angesichts zu vieler neuer Mitbürger seinen Charakter verlieren und zu einem Neu-Poing werden, das nichts mehr mit der ursprünglichen Gemeinde zu tun habe. Niemand meldete ein Vorrecht auf den guten Standort an, da man hier ja schon immer wohne und schließlich zuerst da gewesen sei.

Weltmännisches Denken statt dörflichem Gehabe - ein Signal, das hoffentlich auch über Poing hinaus andere Winkel des Landkreises erleuchtet.

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