Kommentar:Platz nur für Wohlhabende?
Eine zusätzliche Versicherung, um sich später einen Platz in der Hospizinsel zu sichern, wäre ungerecht. Es müssen andere Lösungen zur Finanzierung her
Von Johanna Feckl
Wie lässt sich sichergehen, dass in jedem Jahr mindestens 45 000 Euro zusammenkommen, um den Betrieb der Hospizinsel in Glonn zu stemmen? Zwar hat sich bereits eine Stiftung bereit erklärt, 20 000 Euro pro Jahr beizusteuern, wie der künftige Hospizinsel-Leiter Hubert Radan sagte. Aber damit fehlt immer noch ein großer Batzen an Geld. Martin Lechners Vorstoß mit einer Idee, um die Finanzierungslücke konstant zu schließen oder zumindest zu verkleinern, ist daher überaus anerkennenswert - er war der einzige von den Ausschussmitgliedern, der eine konkrete Idee vorbrachte. Von der Umsetzung einer Hospizversicherung, bei der Beitragszahlungen einen künftigen Platz zusichern, sollte der Landkreis dennoch dringend Abstand halten. Das Konzept ist ethisch nicht vertretbar und lässt davon unabhängig auch stark zweifeln, ob es in der Praxis überhaupt umsetzbar wäre.
Viele Menschen haben überhaupt nicht genügend Geld für freiwillige Versicherungen, wie die Hospizversicherung eine wäre. Oder sie müssten auf Dinge verzichten, die zwar nicht lebensnotwendig, aber dennoch weit davon entfernt sind, um als Luxus zu gelten: Hospizversicherung oder Geburtstagsgeschenke für die Enkel? Hospizversicherung oder Ausflüge mit den kleinen Kindern? Menschen mit geringen finanziellen Mitteln müssten zwangsläufig solchen mit höheren Einkommen den Vortritt lassen. Palliative Versorgung für Sterbende also nur für Wohlhabende, alle anderen haben Pech gehabt - das wäre falsch. Das Recht auf Würde im Sterben steht jedem zu, egal welche Ausmaße der Geldbeutel hat.
Ein weiteres Problem ist die praktische Umsetzbarkeit: Angenommen ein "Versicherter" meldet Bedarf an, aber alle sechs Plätze der Hospizinsel sind bereits belegt - was dann? Einen der "unversicherten" Bewohner hinauszuwerfen steht nicht zur Diskussion. Jedoch denjenigen, der möglicherweise über Jahre hinweg Geld in die Hospizversicherung eingezahlt hat, warten zu lassen, vielleicht sogar mehrere Wochen oder Monate lang - so lange, bis eben wieder ein Platz frei ist - widerspricht dem Sinn der Versicherung. Es wird noch weitere Ideen brauchen, um die Hospizinsel langfristig ohne Defizite betreiben zu können.