Kommentar:Plattitüden statt Pläne

Das Thema Bildung ist eigentlich spannend - besonders in Poing. Doch wenn weder Ideen noch Pläne diskutiert werden, kann man sich eine Veranstaltung auch sparen

Von Johanna Feckl

Schule ist in Poing ein Thema, das man durchaus als besonders interessant bezeichnen kann: Die Realschule gilt als Vorzeigeschule in Sachen digitalisierter Unterricht und hat in Sylvie Schnaubelt erst vor kurzem eine neue Leiterin bekommen. Drei von fünf Schulen tragen den Titel "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage". Außerdem soll im Baugebiet W7 das fünfte Gymnasium im Landkreis entstehen. Damit hätte Poing als dritte Gemeinde nach Vaterstetten und Markt Schwaben alle drei weiterführenden Schularten vereint. Dass die Freie Wählergemeinschaft (FWG) das Thema in Form einer Podiumsdiskussion auf die Bühne holt, ist daher super.

Viele der Poinger Lehrkräfte, die am Mittwochabend zur Podiumsdiskussion der FWG gekommen waren, dürften aber wohl in ihren Erwartungen enttäuscht worden sein. Denn Probleme, die immer weiter an Brisanz gewinnen - auch in Poing -, wurden von den Podiumsgästen nur gestreift, wenn überhaupt, oder mit Plattitüden abgehandelt. So zum Beispiel die digitale Schule: Poings FWG-Bürgermeisterkandidat und Initiator der Veranstaltung Günter Scherzl sprach den Digitalpakt an und fragte seine Gäste nach pädagogischen Konzepten für die Hardware. Kultusminister Piazolo forderte Glasfaseranschlüsse, denn es bringe wenig, wenn zwar die technischen Geräte vorhanden sind, aber gar nicht angewendet werden können. Damit hat er zwar recht - aber neu ist diese Erkenntnis wirklich nicht. Viel interessanter wäre doch: Wie sehen die Verhandlungen zwischen Kultus- und Finanzministerium diesbezüglich aus? Und: Ist schlechtes Internet in Poing überhaupt ein Problem?

Es wären genug Lehrkräfte bei der Veranstaltung gewesen, um von möglichen Schwierigkeiten in diesem Bereich zu berichten, aus ihrer täglichen Praxis vor der Klasse also. Auch Rektorin Sylvie Schnaubelt hätte bestimmt mehr zu erzählen gehabt. Doch diese Gelegenheit wurde versäumt. Dem Publikum wurde nicht die Möglichkeit gegeben, Fragen zu stellen. Und wenn Sylvie Schnaubelt von konkreten Problemen berichtete, etwa dass sie wöchentlich vier Stunden für die EDV-Verwaltung ihrer Schule mit fast 700 Schülerinnen und Schüler zur Verfügung hat, wurde darauf kaum eingegangen.

Alle Themen, die von Scherzl und seinen Gästen angesprochen wurden, sind wichtig. Allerdings bringt eine Veranstaltung nichts, in der politische Akteure und Interessensvertreter davon kommen, ohne dazu Pläne, Ideen oder Verbesserungsvorschläge vorzubringen - man kann sie noch nicht einmal als interessant bezeichnen.

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