Kommentar:Nur eine halbe Sache

Der nun geplante Ausbau des Poinger Bahnhofes ist bestenfalls eine Minimallösung

Von Barbara Mooser

Eigentlich ist es eine gute Nachricht, dass der Poinger Bahnhof endlich barrierefrei ausgebaut wird, auch wenn sie reichlich spät kommt. Dass in einer Gemeinde von gut 16 000 Einwohnern Menschen im Rollstuhl oder mit einer Gehbehinderung im Prinzip die S-Bahn bisher nur mit fremder Hilfe nutzen können, weil der Weg durch eine Unterführung mit steilen Treppen führt, ist schließlich ein Armutszeugnis.

Ein Grund zum Jubeln kann für die Poinger die Großbaustelle am Gleis dennoch nicht sein. Schließlich wird sie nach ihrer Fertigstellung zwar die Nutzung des Bahnhofs leichter machen - aber nicht die der Bahn. Schon jetzt drängen sich die Fahrgäste zu den Stoßzeiten in der S 2 wie die Hühner im Stall. Auf dem Bahnsteig ist es bisweilen so eng, dass man Sorge um die Sicherheit der Fahrgäste haben muss. Selbst wenn die zweite Stammstrecke einmal fertig ist, gibt es auf der Linie kaum Möglichkeiten zur Taktverdichtung. Gleichzeitig gibt es große Pläne für die Strecke: Der Ringschluss über Erding zum Flughafen scheint nun doch konkret zu werden, der Ausbau der Bahnstrecke Richtung Mühldorf ist bereits in Arbeit. Wie die zusätzlichen S-Bahnen und Regional- und Güterzüge auf den zwei Gleisen zwischen München und Markt Schwaben untergebracht werden sollen, hat noch niemand überzeugend erklären können.

In seltener Einigkeit fordern Politiker aller Couleur daher den Ausbau der Strecke auf vier Gleise. Die Bürgermeister entlang der S 2 setzen sich seit Jahrzehnten gemeinsam dafür ein, beide Bundestagsabgeordnete unterstützen die Forderungen, und auch der Kreistag hat den Ausbau weit oben auf die Wunschliste an den Verkehrsminister gesetzt. Der Erfolg: höchst überschaubar. Dabei hätte man schon vor Jahrzehnten die Weichen anders stellen können, ja müssen, denn die Region boomt schließlich nicht erst seit gestern und die Planung zweier weiterer Gleise in einem vergleichsweise dicht besiedelten Gebiet braucht Sorgfalt und viel Zeit. Doch diese Chance haben die Verantwortlichen verpasst.

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