Kommentar:Noch viel zu tun

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Die Idee, dass Gemeinden und Kirche bei der Schaffung von günstigem Wohnraum zusammenarbeiten, klingt gut. Doch dafür müssen sich beide Seiten bewegen

Von Wieland Bögel

Es klingt verlockend, was Poings Bürgermeister Albert Hingerl nun vorgeschlagen hat. Kommunen und Kirche arbeiten zusammen, um die Wohnungsnot im Landkreis zu mildern. Die einen lassen günstige Wohnungen bauen, die anderen haben den Grund, den sie dafür günstig zur Verfügung stellen. Zwar dürfte es noch ein bisschen dauern, bis die ersten kirchlich-kommunalen Wohnprojekte entstehen, die Voraussetzungen dafür sind allerdings nicht die schlechtesten.

Zunächst liegt allerdings noch viel Arbeit vor allen Beteiligten - besonders den Gemeinden. Denn die Aussage des Ordinariats, man habe derzeit im Landkreis Ebersberg keine Flächen, auf denen Baurecht besteht, zeigt, dass hier in den Bauämtern noch viel Planung nötig ist. Diese müssen feststellen, welche Grundstücke der Kirche überhaupt für Bebauung geeignet sind. Schließlich ist auch die Planungshoheit der Gemeinden nicht unbegrenzt, eine wahllose Ausbreitung in den Außenbereich, nur weil die Kirche dort ein Stück Land besitzt, ist weder städtebaulich sinnvoll, noch dürfte es vor den Aufsichtsbehörden Bestand haben. Aber auch, wenn man ein kirchliches Grundstück gefunden hat, das gut erschlossen und gelegen ist, ist es alles andere als ausgemacht, dass man schnell zu einer Einigung kommt. Schließlich ist die Kirche gerade in Immobilienfragen nicht als einfacher Verhandlungspartner bekannt. Diese Erfahrung machte etwa die Gemeinde Vaterstetten, die fast drei Jahre lang um die Übernahme des alten Parsdorfer Gasthauses verhandelte - immerhin letztlich erfolgreich. Im Gegensatz zu den Anzingern, die hätten gerne das alte Benefiziatenhaus für ihre Musikinitiative übernommen, Ende 2016 scheiterten diese Verhandlungen aber ergebnislos.

Helfen könnte allerdings - neben dem Verweis auf die Armenfürsorge, der sich die Kirche seit Jahrhunderten verpflichtet hat -, dass es eben derzeit keine baureifen Kirchengrundstücke im Landkreis gibt. Denn damit hätten die Kommunen der Eigentümerin etwas anzubieten, nämlich, aus einem Stück Brachland ein Baugrundstück zu machen, unter der Bedingung, dass dort bezahlbarer Wohnraum entsteht. Ein verlockendes Angebot, auf das schon mancher Grundstückseigner eingegangen ist.

© SZ vom 24.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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