Kommentar:Nicht um jeden Preis

Müll ist längst kein Abfall mehr, sondern kann wertvoller Energieträger sein. Das macht allerdings nur Sinn, wenn er nicht erst über lange Strecken in eine Aufbereitungsanlage transportiert werden muss

Von Wieland Bögel

Gut drei Jahrzehnte ist es jetzt schon her, als Marty McFly und Doc Emmett alias Michael J. Fox und Christopher Lloyd "Zurück in die Zukunft" unterwegs waren. Ihr dazu verwendetes Gefährt sah nicht nur ziemlich cool aus, es nahm gewissermaßen auch schon die Energiewende vorweg. Im ersten Teil wurde der silberne DeLorean noch mit einem Atomreaktor angetrieben, später sorgt dann der "Mr. Fusion Home Energy Reactor" für Vortrieb - der dafür nur mit einer Handvoll Müll aus der nächsten Abfalltonne befüllt werden muss. Im Gegensatz zu Zeitreisen ist diese Zukunftsvision inzwischen in der Gegenwart angekommen, Müll ist längst kein Abfall mehr, sondern kann wertvoller Energieträger sein. Einen, den auch der Landkreis gerne nutzen wollte - die Küchen- und Gartenabfälle der Ebersberger sollten zu Biogas verarbeitet werden. Dass daraus zumindest vorerst nichts wird, ist zwar schade - allerdings nicht so schade, wie eine Biogasverwertung um jeden Preis.

Die Idee dahinter war schließlich Umwelt und Klima zu schützen. Die beste Möglichkeit wäre also gewesen, das Biogas da zu erzeugen, wo der Biomüll anfällt. Was aber im Landkreis aus zwei Gründen nicht funktioniert: Erstens fehlt ein zentral gelegenes Grundstück für eine Biogasanlage und zweitens fiele wohl auch nicht genügend organischer Abfall an, um eine solche wirtschaftlich zu betreiben. Den Biomüll anderswo zu verwerten - in Rede stand etwa Landshut - wäre ebenfalls unwirtschaftlich, und ökologisch kompletter Blödsinn, die Lastwagen hätten wohl mehr Energie verbraucht, als der Müll geliefert hätte und dabei auch noch zusätzlich klimaschädliche Gase produziert. Dies wäre ökologisch ein Schritt in die Vergangenheit. Ganz ohne Zeitmaschine.

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