Kommentar:Mitreden oder schweigen

Wer sich jetzt nicht am Lärmaktionsplan der Bahn beteiligt, braucht sich hinterher nicht über den Krach der Güterzüge zu beschweren.

Von Karin Kampwerth

Audi, vide, tace, si tu vis vivere pace", zu deutsch: "Höre, sieh und schweige, wenn du in Frieden leben willst", - so lautet eine mittelalterliche Redensart, die sich die Bahn offenbar zueigen gemacht hat. Denn es ist ja nicht so, dass die Verantwortlichen in Berlin nicht wahrnähmen, dass es mit ihrem Ruf alles andere als rund läuft. Wobei es an dieser Stelle mal nicht um unpünktliche Züge geht, die maximal am Nervenkostüm kratzen, sondern um gesundheitsgefährdenden Lärm, dem Anlieger an Bahnstrecken zunehmend ausgesetzt sind.

Vor allem entlang der Strecke München-Rosenheim dürfen sich die Bürger darauf gefasst machen, dass mit der Eröffnung des Brenner-Basistunnels doppelt so viele Güterzüge am heimischen Gartentürl vorbeirattern könnten wie bisher. Dabei müssen schon jetzt 13 Prozent der Zornedinger, die an der ersten Umfrage zum Lärmaktionsplan vorigen Sommer teilgenommen haben, nachts einen Lärmpegel aushalten, als liefe dauerhaft der Fernseher. Den Bahnverantwortlichen müsste das eigentlich ebenfalls schlaflose Nächte bereiten. Stattdessen speisen sie eine Gemeinde wie Zorneding mit lächerlichen Schutzmaßnahmen ab. So sollen 400 Meter lange Güterzüge, die durch den Ort rumpeln, dank so genannter Schienenstegdämpfer auf einer Länge von 300 Metern weniger rumpeln.

Wenigstens gibt es auf der Südseite des Ortes noch eine Schallschutzwand, während die Pöringer gänzlich ohne Lärmschutzmaßnahmen auskommen müssen. Umso wichtiger ist es jetzt, dass sich möglichst viele Zornedinger, aber auch die Vaterstettener, Kirchseeoner und Grafinger an der neuen Umfrage im Lärmaktionsplan der Bahn beteiligen. Denn nur so unterstreichen sie, dass Lärmschutz kein Luxus ist und man mitunter doch besser den Mund aufmacht, wenn man in Frieden leben will.

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