Kommentar:Mit Steinen im Glashaus

Kommentar: Auf der Oim, do gibt's koa Sünd: Der Wirt der Ebersberger Alm nahm die Reservierung des AfD-Kreisverbands wieder zurück.

Auf der Oim, do gibt's koa Sünd: Der Wirt der Ebersberger Alm nahm die Reservierung des AfD-Kreisverbands wieder zurück.

(Foto: EBE)

Die Alternative für Deutschland beklagt eine Verrohung der politischen Sitten, und liegt damit gar nicht so verkehrt. Dazu führte aber nicht die Ausladung der AfD, sondern deren Einladung eines Redners mit antisemitischen Ansichten.

Kommentar von Anselm Schindler

Mit seiner Strafanzeige gegen die Verfasser eines offenen Briefes versucht der Kreisverband der AfD Erding-Ebersberg die Wirte der Ebersberger Alm und des Vaterstettener Altschütz für sich zu instrumentalisieren. Die Behauptung: Die Veranstaltung mit dem wegen antisemitischer Äußerungen umstrittenen Ex-Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann wurde nur abgesagt, weil die Wirte bedroht wurden. Das entspricht nicht den Tatsachen.

Der Wirt des Altschütz, Manfred Fürhapter, hatte zur Stornierung der Veranstaltung gesagt, dass er sich vom "rechtsradikalen Lager" distanziere. Seine Wirtschaft sei "liberal und offen" und beschäftige "Menschen aus fünf Nationalitäten und wir sind darüber sehr froh", sagte Fürhapter der SZ. Einer wie Hohmann habe in seiner weltoffenen Wirtschaft nichts verloren.

Dass sich die AfD als Opfer einer "Meinungsdiktatur" oder der "Lügenpresse" darzustellen versucht, ist nicht Neues. Dass sie aber versucht, engagierte Wirte, die sich gegen rechte Stimmungsmache in ihren Gasthäusern wehren, vor den eigenen Karren zu spannen, ist absurd. Die Herangehensweise des Kreisverbandes Erding-Ebersberg folgt der altbewährten Strategie der AfD: Erst vergiftet sie selbst das politische Klima, rückt den Rahmen dessen, was eine demokratische Debatte verkraftet, nach rechts. Und dann beschwert sie sich über den rauen Tonfall, der ihr selbst entgegenschlägt.

In ihrer Pressemitteilung spricht die AfD auch davon, dass der verhinderte Auftritt von Martin Hohmann die "Spaltung der Gesellschaft" fördere. Die AfD ist eine Meisterin darin, die eigenen politischen Mittel der Gegenseite vorzuwerfen. Mit Hohmann hatte die AfD einen Redner eingeladen, der auch von Vertretern der ehemaligen eigenen Partei, der CDU, als "rechtsradikal" bezeichnet wurde. Die "Verrohung der politischen Sitten", über die sich die AfD nun in ihrer Pressemitteilung beklagt, begann also nicht mit der Aus-, sondern mit der Einladung von Hohmann.

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