Kommentar:Mehr Geld für Beratungsstellen

Gerade in diesen Zeiten müsste die Politik mehr Mittel zur Verfügung stellen, damit möglichst niederschwellige Hilfe für Frauen angeboten werden kann

Von Johanna Feckl

Technisch ist es längst möglich, aus datenschutzrechtlicher Perspektive sicher online zu beraten. Gerade jetzt, wenn durch Ausgangsbeschränkungen selbst der unbemerkte Griff zum Telefon kaum mehr möglich ist, zeigt sicht, wie wichtig solche Beratungskanäle wären. Und warum kommunizieren Beratungsstellen wie der Ebersberger Frauennotruf trotzdem nicht online mit ihren Klientinnen? Es fehlt das Geld für die entsprechende Ausstattung.

Birgit Dimotsios vom Frauennotruf betont, dass der Verein vom Landkreis finanziell gut ausgestattet wird. Das kann man kann schon so sehen, funktioniert jedoch nur, wenn sich der vergleichende Blick am schlechtesten aller vorstellbaren Fälle orientiert - also an Beratungsstellen, die mit noch weniger Geld dastehen. Warum sich aber nicht den besten Fall zum Ziel setzen, nämlich den, der die Hilfe so niederschwellig wie nur irgendmöglich gestaltet? Und Online-Tools stellen wohl die niederschwelligste Form der Hilfe überhaupt dar.

Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Die Frauen müssen nicht erst unter einem Vorwand das Haus verlassen, um persönlich in der Beratungsstelle zu erscheinen. Sie müssen auch nicht einen Moment abpassen, in dem der Ehemann nicht zu Hause ist, um telefonieren zu können. Ein schriftlicher Kontakt mittels Handy ist so viel einfacher vor dem Partner zu verbergen, als jede andere Art der Kommunikation. Leider bestimmt nicht für jede Frau - aufgerufene Webseiten könnte der Partner schließlich kontrollieren. Dennoch: Es ist einfacher.

Hinzu kommt, dass Online-Kanäle auch Frauen ansprechen könnten, die zwar keine Angst vor einem potenziell gewalttätigen Partner haben, aber denen die Hürde zu einem persönlichen oder telefonischen Gespräch zu hoch erscheint. Mit dem Angebot von Online-Beratungsformen sind in jedem Fall mehr hilfesuchende Frauen zu erreichen als ohne.

Daher ist es besonders in diesen Wochen dringend notwendig, dass politische Entscheidungsträger für Beratungsstellen wie den Ebersberger Frauennotruf mehr Geld zur Verfügung stellen. Es reicht nicht aus, den betroffenen Frauen durch Telefonate und persönliche Treffen erst zu helfen, wenn die Ausgangsbeschränkungen wieder gelockert werden - also im Zweifel erst dann, wenn gewalttätige Vorfälle schon längst passiert sind. Es gäbe die Möglichkeit, ihnen bereits jetzt zu helfen, vorbeugend, und dadurch Gewalttaten zu verhindern.

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