Kommentar:Machtlos gegen den Verkehr

Der Straußdorfer Ortskern lässt sich sicher verschönern - ruhiger wird es dort aber künftig wohl nicht

Von Thorsten Rienth

Eine Gruppe Aktiver aus dem Grafinger Ortsteil Straußdorf gibt gerade ein Musterbeispiel bürgerschaftlichen Engagements ab: Flankiert von einem Beratungsbüro skizzieren sie größtenteils mit eigener Hirnleistung einen Dorfentwicklungsplan. Flächennutzung, Natur, Erholung gehören dazu und die in Straußdorf drängendste aller Fragen: Was lässt sich machen, wenn im Herbst mit der Grafinger Ostumfahrung eine Lkw-Abkürzung zwischen A 94 im Norden und A 8 im Süden öffnet? Am Ortsteil Schönblick sowie der Grafinger Inntal- und Bürgermeister-Schlederer-Straße fahren die Lastwagen immerhin noch mit Sicherheitsabstand vorbei. In Straußdorf mittendurch.

Gegen Pferdestärken und freistaatliche Verkehrsplanung ist der dörfliche Idealismus machtlos. Nichts von dem, was den Verkehr ernsthaft verlangsamen würde, hat eine realistische Chance zur Umsetzung. Weil ein langsamer Verkehrsfluss eben nicht Sinn der Trasse ist. Den Straßenplanern war es bei der neuen "St2080" - im Planfeststellungsbeschluss ist dies explizit so nachzulesen - um die übergeordnete Bedeutung der Trasse gegangen. Damit der Verkehr zwischen Rosenheim und Münchner Flughafen noch ein bisschen schneller fließen möge. Dörfliche Belange haben sich da unterzuordnen. Das kann man gut finden oder schlecht. Aber es ist die Realität staatlicher Intrastrukturplanung.

Heuchlerisch dagegen ist die Bauchpinselei des Grafinger Stadtrats an den Straußdorfer Ehrenamtlichen. Es war die Mehrheit eben dieses Gremiums, die den Ortsteil gewissermaßen opferte, damit der Rest der Stadt etwas Verkehrsentlastung bekommt. Die Option, den Ortsteil mit in die Grafinger Ostumfahrung einzubinden, hatte man kalkuliert verstreichen lassen. Eine solche Planung hätte die Trasse deutlich verlängert. Die für den Bau geforderte positive Kosten-Nutzen-Rechnung wäre wohl ins Negative gerutscht - und die "2080 neu" aus dem Staatsstraßenausbauplan.

Keine Frage, über einen schicken Dorfplatz werden sich die Straußdorfer sicher bald freuen können. Über die gewünschte grüne Lunge ebenso und wahrscheinlich auch noch über so einiges mehr. Aber an den zusätzlichen Verkehr werden sie sich wohl leider auch gewöhnen müssen.

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