Kommentar:(Land-)Karten auf den Tisch

So schnell wird ein zweites Gleis zwischen Ebersberg und Grafing zwar nicht kommen. Es ist aber richtig, schon jetzt die Grundstücke festzulegen, wo dieses verlaufen könnte, um die Bahn in Zugzwang zu bringen

Von Wieland Bögel

Ein Optimist braucht keinen Fahrplan, er geht einfach zum Bahnhof und hofft, dass gerade der richtige Zug kommt. Von ähnlichem Optimismus scheinen gerade auch der Landkreis und die beiden Städte Ebersberg und Grafing ergriffen: Sie machen sich Gedanken über einen Streckenausbau - auch wenn völlig unklar ist, ob und wann die Bahn überhaupt zwischen Grafing und Ebersberg einen solchen Ausbau plant. Dennoch könnte sich dieser Optimismus am Ende lohnen.

Denn zum einen ist es schon aus ganz praktischen Gründen sinnvoll, wenn die Nachbarstädte und der Landkreis ausloten, wo ein Ausbau der Bahnlinie möglich und gewünscht ist. Diese Erkenntnissen können die Städte etwa in ihre Flächennutzungspläne aufnehmen und so dafür Sorge tragen, dass die für ein zweites Bahngleis vorgesehenen Grundstücke auch auf längere Sicht dafür verfügbar bleiben. Denn dass bald die Bagger anrücken und ein zweites Gleis gebaut wird, ist sicher unwahrscheinlich, da kann es nicht schaden, wenn man die dafür brauchbaren Flächen möglichst frühzeitig reserviert. Auch in Verhandlungen mit der Bahn ist es sicher von Vorteil, wenn grundsätzliche Dinge bereits geklärt sind. Etwa wo überhaupt Platz für weitere Schienen ist oder auch wo die Bodenbeschaffenheit einen Ausbau zulässt. Die langwierigen Verhandlungen um Zeitpläne und Kosten wird man zwar immer noch führen müssen, aber zumindest das Totschlagsargument "geht nicht", lässt sich durch diese Vorarbeit ausräumen.

Zum anderen zeigen die drei Akteure, dass es ihnen mit dem Ausbau der Stecke ernst ist und wollen dies auch der Bahn klar machen. Dazu sollte man durchaus etwas Zeit einkalkulieren, sich bei einem riesigen, in zahlreiche Tochterunternehmen verschachtelten Konzern Gehör zu verschaffen, kann dauern. Um so wichtiger ist es, rechtzeitig auf seine Anliegen aufmerksam zu machen - und darin auch nicht nachzulassen: Je öfter Landkreis und Städte in den kommenden Jahren mit ihrem Ausbauwunsch beim Schienenkonzern vorstellig werden, desto größer die Chance, irgendwann zum richtigen Zeitpunkt bei der richtigen Stelle zu landen.

Und da gleichen sie dem Optimisten am Bahnhof: Auch wenn man auf den richtigen Zug vielleicht etwas warten muss, kann man ihn zumindest nicht verpassen, wenn er dann irgendwann doch kommt.

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