Süddeutsche Zeitung

Kommentar:Kommen und gehen

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Die Stadt muss weiterhin dafür sorgen, dass sich die richtigen Betriebe ansiedeln. Riesige Lagerhallen gehören nicht dazu

Von Wieland Bögel

Fluch und Segen liegen ja bekanntlich oft nahe beieinander - ein gutes Beispiel dafür ist die Gewerbesteuer. Die ist für Kommunen einerseits ein Segen, da sie die Einnahmen mit niemandem teilen müssen und außerdem selber die Voraussetzungen dafür schaffen können. Da beginnt aber auch schon der Fluch, denn zwar kann die Ausweisung neuer Gewerbegebiete die Füllhöhe der Stadt- oder Gemeindekasse steigern - muss aber nicht. Und auch wenn es mit der Ansiedelung steuerkräftiger Betriebe geklappt hat, gibt es keine Garantie, dass diese Einnahmen dauerhaft zur Verfügung stehen. Beide Probleme machen derzeit den Ebersbergern zu schaffen.

Dabei schien man in der Kreisstadt mit dem Gewerbegebiet Nord und Nord-Ost eigentlich alles richtig gemacht zu haben: Kleinteilige Strukturen und Branchenmix sollten möglichst viel Steuerkraft auf möglichst wenig Fläche generieren sowie eine gewisse Krisensicherheit bieten. Doch wie sich im vergangenen Jahr gezeigt hat, ist bei der Gewerbesteuer nur sicher, dass nichts sicher ist. Acht Millionen Euro hatte die Stadt noch Anfang 2018 eingeplant, knapp 6,5 sind es dann geworden. Einigen im Stadtrat dürfte dies ein Déjà-vu beschert haben - nahezu die gleiche Situation gab es bereits 2013, auch damals brachen die Gewerbesteuereinnahmen um mehr als eine Million Euro ein. Wenige Jahre später hatte sich die Lage aber wieder gedreht, die Einnahmen waren höher als je zuvor.

Also alles halb so schlimm und kein Grund zur Panik? Schwankungen gehören nun mal zur Wirtschaft, bald werden auch diesmal die Einnahmen wieder steigen. Das stimmt zwar - aber eben nur, wenn die Stadt auch dafür Sorge trägt, dass sich weiterhin die richtigen Betriebe ansiedeln. Riesige Lagerhallen, in denen wenig Umsatz und Gewinn generiert wird und wo kaum jemand arbeitet, gehören eindeutig nicht dazu.

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Quelle:
SZ vom 15.03.2019
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