Süddeutsche Zeitung

Kommentar:Kämpft für die Windräder!

Ob Flüchtlingsunterkünfte, Kitas, Altenheime oder Kiesabbau: Die Bürger machen mobil - und zwar dagegen. Umso bemerkenswerter ist es, dass sich eine Gruppe aus Zorneding zusammentun will, um für Windräder in ihrem Ort zu kämpfen.

Kommentar von Barbara Mooser

Wenn irgendwo eine Bürgerinitiative gegründet wird, dann kann man von einem in den meisten Fällen ganz sicher ausgehen: Die Bürger machen mobil gegen ein Projekt. Ob nun Flüchtlingsunterkünfte, Kitas, Altenheime oder auch Kiesabbau: Der Widerwillen gegen unerwünschte Entwicklungen vor der eigenen Haustür mobilisiert Menschen und vereint diejenigen, die sonst oft nicht viel miteinander verbindet.

Umso bemerkenswerter ist es, dass sich in Zorneding nun Bürger zusammentun wollen, um gemeinsam für ein Projekt zu kämpfen, das ihnen wichtig scheint: Windräder, die auf lokaler Ebene etwas dazu beitragen könnten, den globalen Klimawandel zu verlangsamen.

Persönlichen Nutzen dürften die Zornedinger Bürger aus dem Projekt kaum ziehen können - sie erwartet weder Ruhm noch Reichtum, selbst wenn sie vielleicht für ihre eigene Investition in eine Bürgergenossenschaft ein paar Prozent Zinsen erhoffen dürfen. Statt dessen viel Arbeit, um das Vorhaben auf den Weg zu bringen, und vermutlich auch viele Anfeindungen von denen, für die Windräder eine unerträgliche Verschandelung der Landschaft bedeuten - jedenfalls, sofern sie von der eigenen Terrasse aus zu sehen sind.

Daher dürfen sich die Zornedinger Windrad-Freunde mit Sicherheit auf einigen Gegenwind einstellen - aber hoffentlich auch auf Rückenwind aus der Kommunalpolitik. Die Verantwortlichen in der Gemeinde können damit anerkennen, dass die Energiewende jeden angeht - und gleichzeitig den Bürgern Anerkennung zollen, die Energie und Zeit investieren, ohne dass eigene Egoismen im Spiel sind.

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Quelle:
SZ vom 14.12.2018/koei
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