Kommentar:Immer noch schlimm genug

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Laut Statistischem Landesamt ist die Zahl der Insolvenzen für den Landkreis Ebersberg im Jahresvergleich gesunken. Was aber nicht bedeutet, dass die Coronakrise hier keine Verlierer kennt

Von Wieland Bögel

Fluctuat nec mergitur - es schaukelt aber es sinkt nicht" ist seit mindestens sechseinhalb Jahrhunderten das Motto der Stadt Paris. Es würde auch gut zur Lage der Wirtschaft in Corona-Zeiten passen, nicht nur, weil es ursprünglich der Wahlspruch der Pariser Kaufleute war. Denn zwar ist die Krise durchaus spürbar, es sieht aber danach aus, dass die an deren Beginn oft gehörten Schreckensszenarien nicht Wirklichkeit werden - zumindest für die meisten.

Die Zahlen, gerade für die Region München zeigen ein Bild das moderne Kaufleute statt mit einer Seefahrtsmetapher mit "ernst, aber nicht hoffnungslos" zusammenfassen würden. So sind im Landkreis Ebersberg beispielsweise die Arbeitslosenzahlen zwar deutlich gestiegen, der Anstieg im Vergleich zum Vorjahr beträgt rund ein Viertel. Trotzdem ist die Quote aktuell mit 2,7 Prozent immer noch niedriger, als sie es etwa bei der Finanzkrise vor elf Jahren war - und schon damals hatte die internationale Krise nur geringen Einfluss auf die örtliche Wirtschaft.

Diese scheint weitgehend stabil, was sich auch bei den Insolvenzen zeigt. Hier hat sich zumindest bis jetzt die Corona-Krise nicht bemerkbar gemacht: laut Statistischem Landesamt ist die Zahl für Ebersberg im Jahresvergleich gar gesunken. Bei den Kommunen ist die Katastrophe wohl ebenfalls ausgeblieben, Städte und Gemeinden stehen nicht vor dem ganz großen Loch in den Kassen, das man zu Beginn der Krise befürchtete. Vermutlich werden ihre Gewerbesteuerausfälle zumindest für heuer größtenteils ersetzt.

Was allerdings nicht bedeutet, dass die Krise keine Verlierer kennt. Etwa die Leute, die hinter der nüchternen Statistik "25 Prozent mehr Arbeitslose" stehen. Oder diejenigen, die zwar nicht ihren Job, aber Teile ihres Einkommens verloren haben, etwa durch Kurzarbeit. Wie hoch diese Verluste ausfallen, dazu gibt es erste Hinweise aus den Kämmereien der Landkreiskommunen. Auf zwischen zehn und 20 Prozent schätzt man dort die Ausfälle aus der Einkommensteuer - also die Ausfälle bei den Einkommen der Einwohner. Wie hoch die Verluste bei Gastronomen, Veranstaltern und anderen Selbständigen ausfallen werden, wie viele von ihnen sich neue Jobs suchen müssen und ob sie welche finden, ist noch nicht absehbar. Anders ausgedrückt: bei manchen könnte es nicht beim Schaukeln bleiben.

© SZ vom 12.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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