Kommentar:Hauptsache revanchiert

Im Fall des Grafinger Politikers Heinz Fröhlich bleiben viele Fragen offen. Die Zeit zu reflektieren, hätten sich die Stadräte nehmen sollen

Von Thorsten Rienth

Wen auch immer man unter Grafinger Stadträten oder Politbeobachtern fragt, Heinz Fröhlich (BfG) polarisiert: Die einen geißeln seinen forschen, ja bisweilen gar aggressiven Politikstil. Wenn Fröhlich etwas nicht passt, initiiert er - aktuell etwa für den verlängerten Weihnachtsmarkt - ein Bürgerbegehren. Oder er packt die Geschäftsordnung als politische Brechstange aus. Seine Unterstützer halten dann dagegen: Fröhlich fuchse sich in die Themen, während manch anderer Stadtrat bestenfalls die Beschlussvorlagen überfliege. Oder abends um halb elf vieles durchwinke, damit es schnell nach Hause geht.

Je nachdem, zu welcher Seite jemand gehört, dürfte nun auch die Bewertung ausfallen, ob Fröhlich seine Sachen packen soll oder nicht. Zwei Dinge müssen sich die 20 Unterzeichner dieser Forderung allerdings fragen lassen: Warum wurde sie nicht schon im vorvergangenen Jahr gestellt, als Fröhlich den Strafbefehl erhielt? Und: Hätten sie die Rücktrittsforderung genauso artikuliert, wäre es um einen stilleren oder beliebteren Kollegen gegangen?

Die Zeit, solche Fragen ernsthaft zu reflektieren, wollten sich die Grafinger Stadträte nicht nehmen. Datiert ist ihre Rücktrittsforderung auf den 10. Juli. Der Eingangsstempel vom Rathaus ebenfalls. Vor allem musste es schnell gehen. Denn bereits am Abend desselben Tages sollte Bürgermeisterin Angelika Obermayr das Schreiben im Stadtrat verlesen. Eine gute Gelegenheit, die niemand verpassen wollte.

Während die Sichtweise auf den Mandatsverzicht eine sehr subjektive ist, liegt die Sache in einem anderen Fall schon klarer - und zwar bei Fröhlichs Mitgliedschaft im Rechnungsprüfungsausschuss. Kaum vermittelbar, dass ein wegen Untreue verurteilter Stadtrat ausgerechnet bei der kommunalen Buchprüfung mitwirkt. Aber auch diese Bewertung ist in Grafing nicht ganz einfach. Schließlich sitzt auch CSU-Stadtrat Josef Pollinger - ein überführter Schwarzbauer - im Bauausschuss.

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