Kommentar:Große Pläne abrupt gestoppt

Das kleine Bruck wollte es der großen Regierung von Oberbayern zeigen. Nun nimmt es Abschied von seinen Planungen zum Gewerbegebiet "Taglaching-Süd" - allerdings nur auf dem Papier

Von Thorsten Rienth

Alles kein Problem." Von den Brucker Lokalpolitikern war das oft zu hören, wenn Zweifel an den "Taglaching-Süd"-Plänen laut wurden. Umweltschutz: kein Problem. Klagen der Nachbarschaft: kein Problem. Die Umstände gaben Bürgermeister Josef Schwäbl (CSU) und Kollegen recht. Praktisch jeder Gemeinderatsbeschluss zum Gewerbegebiet war einstimmig gefallen. Mit einer deutlichen Mehrheit sprachen sich die Brucker Wahlberechtigten bei Bürger- und Ratsentscheid für die Fortführung der Planungen aus.

Kein Problem - das hieß es auch noch, als die Regierung von Oberbayern mit dem Verweis auf den bayrischen Landesentwicklungsplan Einwand erhob. Das kleine Bruck wollte es der großen Regierung von Oberbayern zeigen. War das noch Chuzpe oder schon Dreistigkeit? Seit der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend ist klar: letzteres. Selten, dass so vollmundige Planungen so abrupt gestoppt wurden. Allerdings, und das ist die Einschränkung, nur auf dem Papier und auf der Zeitachse. Statt vier Hektar soll das neue Gewerbegebiet drei Hektar messen. Das Areal bekommt keine eigenständige Planung mehr. Stattdessen will Bruck es an das bestehende Gewerbegebiet am Betonwerk anschließen. De facto ändert sich also nicht viel. Wegen der Aufstellung des Flächennutzungsplans dürfte sich aber alles eine Weile verzögern. Um zumindest etwas Zeit zu sparen, plant Bruck nun parallel. Sowie die Gemeinde den Flächennutzungsplan erstellt, treibt sie die Planungen der Gewerbegebietserweiterung voran.

Wie aber sollen ergebnisoffen Leitlinien der Gemeindeentwicklung festgelegt werden, wo doch Ort und Stelle der künftigen Gewerbeflächen schon festzustehen scheinen? Am Dienstag wurden solche Fragen gänzlich ausgeklammert. Nach einer guten Viertelstunde waren Planungsstopp, Flächennutzungsplan und der Auftakt der neuen Planung beschlossen. Gerade einmal zwei Gemeinderäte meldeten sich zu Wort. Verwunderlich, wie das mit der Tragweite derartiger Großprojekte zusammenpasst. Es ist leider nicht das erste Mal in Bruck, dass die wirkliche Debatte offensichtlich schon vor der Sitzung und unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand.

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