Kommentar:Gratulation zu einem Klacks

Für Historiker sind 20 Jahre nur eine winzige Zeitspanne, und doch gebührt dem Verein für seine Arbeit in zwei Jahrzehnten viel Anerkennung

Von Anja Blum

Ein Zeitraum von 20 Jahren - das ist für Geschichtsforscher freilich nur ein Klacks, und ein entsprechendes Jubiläum noch lange kein Grund zum Überschwang. Trotzdem ist es höchste Zeit, dem Historischen Verein für den Landkreis einmal zu gratulieren. Zu 20 Jahren erfolgreichen Engagements für den Erhalt und die Erforschung von regionaler Geschichte und Kultur. Zahllose Vorträge, Exkursionen und "Historische Runden" mit lockerem Austausch zu speziellen Themen haben die Verantwortlichen in zwei Dekaden organisiert und obendrein jeden Sommer ein eigenes Jahrbuch herausgebracht - die Reihe ist das Aushängeschild des Vereins.

Gegründet wurde er vor 20 Jahren, am 28. März 1998 - von drei Frauen. Ebersbergs Stadtarchivarin Antje Berberich, Grafings damalige Museumsleiterin Rotraud Acker und die Kunsthistorikerin Brigitte Schliewen aus Vaterstetten erkannten den Bedarf für eine übergeordnete Plattform - und handelten. Vor allem machten sich die drei Geschichtsforscherinnen auf die Suche nach einem externen Vorsitzenden, da keine der drei in den Ruf geraten wollte, sich mit der Vereinsgründung nur selbst produzieren zu wollen, wie sich Berberich erinnert. Schon bald dachte das Trio dabei an den damals "frisch gebackenen Historiker" und Politikwissenschaftler Bernhard Schäfer, von dessen Können und Kapazitäten die Frauen überzeugt waren. Außerdem, so ihr Kalkül, würde der Frauenneuhartinger mehr als genug Heimatbezug für ein solches Ehrenamt mitbringen. Also luden sie Schäfer ein - und er nahm das Angebot an.

Und die Damen sollten Recht behalten: Schäfer führt den Verein nun bereits seit 20 Jahren mit unaufgeregter Art und professionellem Verständnis. Obwohl selbst ein höchst angesehener Forscher, stellt sich der 51-Jährige ganz in den Dienst der gemeinsamen Sache, hat immense Freude daran, wenn es ihm und seinen Mitstreiterinnen gelingt, interessante, gut besuchte Veranstaltungen auf die Beine zu stellen. Ihm zur Seite stehen vier Frauen: Rotraut Acker und Eva Niederreiter-Egerer als zweite Vorsitzende, Schriftführerin Ingrid Golanski und Schatzmeisterin Anja Walz.

Der Lohn für ihrer aller Mühen sind die etwas mehr als 200 Mitglieder, die der Verein momentan zählt, sowie das ausgezeichnete Renommee seiner Vorträge und Publikationen. Außerdem ständig erweitert wird die "Historische Sammlung", die der Verein initiiert hat und zusammen mit der Kreisdokumentation pflegt: Eine Art Bibliothek, in der Forscher aller Couleur - vom Schüler bis zum Hobbygenealogen - sowohl historische Dokumente als auch einschlägige Neuerscheinungen finden können.

Aber ach: Für 2019 hat Schäfer, der neben diesem noch zahlreiche andere Ehrenämter bekleidet, seinen Rückzug von der Spitze des Historischen Vereins angekündigt. Bislang allerdings ist noch kein Nachfolger in Sicht - und ohne verständige übernehmende Hände wird der Geschichtswissenschaftler wohl nicht das Handtuch werfen. Insofern kann man also weiter hoffnungsvoll sein - und sollte derweil den drei Gründungsmüttern des Historischen Vereins sowie dem unermüdlichen Schäfer die Anerkennung zollen, die ihnen schon lange zusteht. Auch wenn zwanzig Jahre für Geschichtsforscher lächerlich wenig sind.

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