Kommentar:Geiz ist eben doch nicht geil

Im Markt Schwabener Bauamt zeigt sich, wie man eine Behörde kaputtsparen kann

Von Isabel Meixner

Auf den ersten Blick erscheint es richtig, wenn eine Gemeinde spart, die finanziell ums Überleben kämpft. Ausgaben müssen kritisch überdacht, neue Kosten möglichst vermieden werden. Soweit die Theorie. In der Praxis steckt der Teufel jedoch wie so oft im Detail. Das zeigt das Beispiel Markt Schwaben: Hier wurden jahrelang offene Stellen im Bauamt nicht nachbesetzt, weil es sich auf dem Papier besser gemacht hat, das Geld einzusparen. Herausgekommen ist Murks, und zwar derart schwerwiegender, dass das Rathaus noch Jahre später die Scherben der Vergangenheit aufkehren muss. Geiz ist eben nicht immer geil, sondern in manchen Fällen auch ziemlich verantwortungslos und kurz gedacht.

Doch aus den vergangenen Fehlern haben viele Gemeinderäte offenbar nicht gelernt. Noch immer fehlen nach Einschätzungen von Bauamtsleiter Frank Eichner fünf bis sechs Stellen, damit sein Amt gut arbeiten kann und sämtliche Aufgabengebiete abgedeckt sind. Doch geht es um Neueinstellungen, zeigt sich im Gemeinderat sehr schnell sehr deutlich, welche Meinung hier vorherrscht: Das ist herausgeschmissenes Geld, die haben die vergangenen Jahre schon so viel nicht zu Wege gebracht, die sollen sich lieber mehr anstrengen.

Statt ernsthaft zu hinterfragen, ob die Verwaltung Recht haben könnte mit ihrer Argumentation, wird lieber latent unterstellt, dass die Angestellten ihre Arbeitszeit nicht richtig zu nutzen wissen - und auf das kurzzeitige Einsparpotenzial in Form von ein oder zwei Jahresgehältern geschaut. Wenn es dann bei manchen Themen aber nicht entsprechend voran geht, ist das Geschrei groß. Es ist kein internes Problem des Bauamts, wenn dort zu wenig Personal arbeitet. Die maroden Abwasserleitungen, die kaputten Straßen, der Hochwasserschutz: All diese Themen und ihre Folgen betreffen die Bevölkerung unmittelbar. Und sie werden in den nächsten Jahren nicht weniger, Stichwort Neubau der Mittelschule oder Fernwärmenetz.

In der Gemeinde wird demnächst auch darüber zu reden sein, ob jemand eingestellt wird, der die Energiewende vorantreibt. Es ist zu hoffen, dass der Gemeinderat zumindest dann den nötigen Weitblick zeigt. Und falls nicht, dann zumindest daran denkt, dass sich eine solche Stelle durch Einsparungen beim Strom- und Wärmeverbrauch auf Dauer sicherlich amortisieren würde.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: