Kommentar:Es gibt keine perfekte Welt

Die Umstellung des Angebotes der Grafinger Mensa auf regionale Frischküche geschieht auf ausdrücklichen Wunsch der Eltern. Dass das weniger flexibel und etwas teurer ist als Tiefkühlkost, ist der Haken an der Sache - wenn auch ein eher kleiner.

Von Johanna Feckl

Der Unmut einiger Eltern über das geänderte Prozedere der Essensbestellungen der Ganztagsschülerinnen und -schüler ist durchaus nachvollziehbar: Geschwister stecken sich im Krankheitsfall gerne gegenseitig an - tritt ein solches Szenario ein, sagen wir ein Grundschüler und das ältere Geschwisterkind an der Mittelschule sind von Montagmorgen an für eine Woche krank, dann zahlen die Eltern 35,20 Euro für Essen, das nie gegessen wurde. Für manche mag das nach nicht viel klingen, für viele ist das aber sehr wohl sehr viel Geld. Eine solche Ausgabe für Nichts schmerzt dann sehr, das sollte klar sein.

Es gibt jedoch ein "Aber" bei dieser Geschichte, und auf dieses kommt es an: Wir leben in keiner perfekten Welt. So ziemlich an jeder Sache gibt es einen Haken, das ist normal. Allein bedeutet die Unerreichbarkeit einer Utopie nicht automatisch einen dystopischen Zustand, denn es gibt eine ganze Menge zwischen diesen beiden Extremen. Dabei gilt es, sich möglichst für das Szenario zu entscheiden, das den kleinsten Haken mit sich bringt - und das ist bei der neuen Mensa-Regelung definitiv der Fall.

Die Kinder bekommen künftig frisch zubereitetes Essen. Das ist nicht nur gesund und schmeckt meistens besser, sondern auch ein ausdrücklicher Wunsch vieler Eltern. Und: Es vermeidet eine Menge Plastik- und Verpackungsmüll. Müll ist ein Problem für die Umwelt und diese muss aber für eine lebenswerte Zukunft aller Kinder unbedingt ernsthafter geschützt werden. Also: Toll, dass durch das frische Essen hier nun ein Beitrag geleistet wird; das tiefgefrorene Essen hat bisweilen viel Verpackungsmüll mit sich gebracht. Außerdem ist mit dem neuen Caterer vereinbart, hauptsächlich regionale Lebensmittel zu verwenden - auch das ist etwas, das vielen Eltern wichtig ist, es minimiert Transportwege und stärkt zudem die regionale Wirtschaft.

Das sind ganz schön viele positive Punkte. Und die kann es nicht ohne kleine Preiserhöhung und den Wegfall der spontanen Essensstornierung geben - das wäre der Haken an der Sache, ein sehr kleiner Haken. In anderen Kommunen ist, was in Grafing bald der Fall sein wird, Standard. Hier wird von den Eltern also nichts Außergewöhnliches oder gar Unzumutbares verlangt. Vielleicht hätte eine vermehrte und transparentere Kommunikation der Stadt gegenüber Schulen und Eltern dem Ärger etwas Luft nehmen können. Sei's drum: Ein Ärger über Unerfreuliches ist ok. Aber der Blick sollte aufs große Ganze gehen - und dann ist die Mensa-Umstellung gerechtfertigt, trotz des kleinen Hakens.

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